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Entstehung
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mässige Ordnung der Wirtschaft jene Vergewaltigung des Menschen über*winden will, die er dem Kapitalismus vorwirft; ich setze ihn in Ge=gensatz zu dem primitiven Sozialismus, welchem der Einzelne wenig giltund fremden Zwecken als Masse geppfert wird. Diese Demokratie wurzeltim Zeitalter der Kirchenreformation .

Aber man hüte sich vor einem weitverbreiteten Irrtum. WederLuther noch Kalvin haben irgend etwas mit den Ursprüngen der neuseiti*gen Demokratie zu tun. Luther baute eine Staatskirche auf,deren Schick*sal er an den fürstlichen Absolutismus   gekettet hat. Er empfahl, eineschlechte Obrigkeit als die Zuchtrute Gottes ohne Widerstand zu er*tragen. Luther hat Ketzer exkommuniziert und die Sendboten der Täuferdem Scharfrichter überantwortet. Kalvin hat in seinen Kirchenstaat anGewissensfreiheit noch weniger gewährt als Luther; er hat Senv^ver*brannt, ein Werk, das Melanchtonwals frommes und denkwürdiges Beispielfür die Nachwelt" bezeichnete. In politischer Hinsicht waren die Kal=vinisten zwar Revolutionäre gegen die verweltlichen Dynastien ihrerZeit; aber ihr Ziel war alles andere als eine demokratische Republik  .Das Genf   Kalvins war ein Kirchenstaat unter Vorherrschaft der Erwähl*ten, der Geistlichen, der A rodigor Pro^y^t/.

Boston würde ein zweites Genf   , John Cotton ein zweiter Kalvin .Dieser Staat der Pilgrime, gegründet 1620 durch den berühmten Vertragan Bord der Mayflower, war eime Theokratie, die ihren Stempel tief indas Wesen der amerikanischen SeeLe eingeprägt hat.

Im einzelnen: Nur Kirchenmitglieder sind Vollbürgez (freemen);die Mitgliedevschaft der Kirche wird erworben durch Vertrag(covenant)mit der Gemeinde nach genauer Darlegung der Seelenerfahrung des Be*werbers. Die Mitgliedewschaft geht verloren durch leiseste Entgleisungim Wandel oder in der Lehre. Kirchenbann ist die schwerste Strafe; s&e