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Man kann sich die Wirkung dieser Erwachsenentaufe zu jenerZeit nicht revolutionär genug vorstellen, zumal wenn die Führer, wieJohn Smyth,in Ablehnung der apöstolischen Succession, sich zuerstselber tauften.
ab*
Der Gedanke( freiwilligen Gemeinschaft Wiedergeborener . den die
katholische Kirche im Orden zum Ausdruck brachte, verwirklichte sich
in der protestantischen Holt zunächst in kleinen weitabgewandten Ge=
meinden, die sich selber verwalteten und die Welt über sich ergehen
liessen. Die Gemeinde der Täufer war ein Verein gestiftet durch Ver *=
trag mit Gott und der Mitglieder untereinander. Daher völlige Gleich =
berechtigung der Brüder. Der Prediger war nichts anderes , als ein
widerruflich angestellter,oft im bürgerlichen Leben verbleibender,
von den Mitgliedern zu gleichem Rechtepf gewähltem Oemeindebeamter: "Ei =
et
ner ist Herr, Christus, ihr aber sei% Brüder". Als ein Verein Wieder=geborener schützte die Gemeinde diesen ihren Charakter durch Kirchen=zucht und Gemeindebann. Denn die Wiedergeburt bewährt sich im Wandel.
Jede solche Gemeinde war nach aussen autonom und mit ähnlichen odergesinnungsverwandten Gemeinden nur verbündet ohne Überordnung einerzentralen Instanz.
Die Form des Kirchenregiments war diejUrdemokratie, in der dieMitglieder persönlich zusammenkamen und über Stimmenzählung hinaus dieBildung eines Gesammtwillen slerstrebten. der mehr bedeutet als dieAddition der Einzelwillen. In dem Gemeinschaftswille spricht der GeistGottes; denn immer wieder, wo zwei oder drei in seinem Geist beisammensind, erneut sich das Pfi^stwunder.
Um die Bildung eines solchen religiös^ bestimmten GesammtwiUen^nachzuempfinden, suchen wir uns in den "Geist" einer Jahresversammlungeinzufühlen, welche als höchste Instanz die "Gesellschaft der Freunde"