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ktatisch als die protestantischen Freikirchen und verficht das Eltern^recht gegen den Staat.
In Frankreich wurden die Traditionen der grossen Revolutionfür viele eine Art Religionsersatz. Sie bewährten ihren Schwung nochin der Dreyfussaffaire. Dagegen wurde dieser Aufguss weiter verdünitin der lateinischen Welt Amerikas , wohin von Frankreich aus der de=mokratische Samen ausgestreut wurde - zugleich mit naturalistischerund skeptischer Aufklärung. Aus solcher Weltanschauung fliesst keinSchwung, der zum letzten Opfer bereit istn- noch weniger jene dauern^de Selbstkontrolle in den kleinen Dingen des Lebens, ohne welche dieFreiheit zur Willkür wird.
Aufgebaut auf feudalem Grossgrundbesitz und entlandeter Unterschicht blieb Latein-Amerika der Freiheits= und GleichheitspraxisNeuenglands fremd.Dort wird die auf Eroberung gegründete Gesell^J%=schaftsordnung, in welche die katholische Kirche als grösste Boden=eigentümerin nicht zu ihrem Vorteil verstrickt ist, durch die Agrar=revolution bedroht, die sich heute bolschewistischer Formeln bedient.Ist Nordamerika das Land der Weissen, so hat die spanische Eroberungnur eind dünne Oberschicht über den im Grunde farbigen Süden gelegt,welcher der Stunde seiner Empörung harrt. Dagegen übernahm die weisseHerrenklasse (Bolivar) ihre politischen Ideale von Paris, wo dieMenschanrechte sich ihrer religiösen Vorgeschichte entledigt hatten.
Trotz solcher inneren Gegensätze haben die Vereinigten Staa=ten den Freiheitskampf Latein-Amerltas gegen europäischen Despotis=mus und Merkantilismus (1818-22) als ihre eigene Sache betrachtet.Der Gegner des Gegners wurde der Freund. So wurde durch die Monroe =doktrin 1823 das amerikanische Festland gegen europäische Einmischung