Autograph 
[Manuskriptkonvolut]
Entstehung
Seite
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Bildnis Lincolns hängt im Grossstadtoffice wie im Farmhaus, unzäh=lige Klubs und Schulen nennen sich nach seinem Namen. Aber nur diesind wirklich Amerikaner  , die vom Geiste Lincolns berührt sind.

Dieser Lincoln,ein Hüne mit Riesenhänden, Riesenfüssen undRiesenkräften, war ein echter Grenzer, armer Leute Kind, gross ge=worden im Kampf mit der Wildnis, landwirtschaftlicher Tagelöhner,Missisippischiffer. Als solcher hat er das Elend der Sklavenmärktein New Orleans   geschaut, jener Märkte, wo Kinder, welche die Gäbenund Labensgewohnheiten ihrer weissen Väter zeigten, wo Mulatten^  mädchen mit fast weisser Hautfarbe als Handelsware nackt zur Schaugestellt waren. Dieser Anblick bohrte sich in die Seele Lincolns.Er glühte von innerem Feuer. Selfmademan, Autodidakt hat er nachschwerem Tagewerk stundenlange Wege durch die fälder zurückgelegt,um sich in den Besitz von Büchern zu setzen.

Lincoln stammte von Quäkern, war der Sohn einer baptisti=sehen Mutter und lernte lesen an der Bibel und an "Pilgrims ProgressEr begann seine rednerische Laufbahn als Laienprediger, für welcheArt von Beredsamkeit er stets eine Vorliebe hegte. Auch seine pol±=tischen Reden waren von Bibelzitaten durchsetzt. Sein Wesen warre=ligiös durchtränkt. Obgleich er sich niB einer kirchlichen Gemein=schaft anschloss, pflegte er allmorgendlich, auch als leitenderStaatsmann - inmitten einer politischen Katastrophe sondergleichen,- an seinem Bette niederzuknieen und Erleuchtung für die Entschlüssedes Tages zu erbitten.

Ehrlich bis zum letzten, auch als Kriegspräsident in seinenBerichten vom Kriegsschauplatz, hat Lincoln alle politischen Pro=bleme auf die Frage von Recht und Unrecht zurückgeführt. Er wurdeGegner der Sklaverei zu einer Zeit, da diese Stal lungnahme als