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lebendiges Christentum - trotz Elmer Gentry! Aber weit darüber hinaus,auch in den breiten Kreisen der "kirchenlosen" Gebildeten wie im Unterebewusstsein der Volksseele lebt das Gefühl der Verantwortung vor einemHöchsten und Ewigen! Die Überzeugung, dass ohne solchen Glauben dasChaos hereinbricht, durchklingt auch die soziologische Literatur, wiez. B. das bekannte Werk von E. A. Ross:"Das Buch der Gesellschaft"belegt.
Dieser Gottesglaube ist kein totes Erbstück, sondern ein mitden Zeiten sich wandelndes Erlebnis. Es ist kein Zweifel, dass diestarre Transzendenz des puritanischen Gottes überlebt ist. Nicht mehrist Gott der weltentrückte Zuschauer, einstiger Schöpfer, künftigerRichter; er ist kein vergrösserter Mensch, der entweder garnicht odBrnur ausnahmsweise durch Wunder in den Weltverlauf eingreift. Gott istdas ewige Leben, das alles vergängliche Sein durchflutet - die Liebevon oben, die allstündlich der Schwachheit des Menschen zu Hilfe kommt.Gott durchleuchte%***3as"innere Licht" den Menschen, die Menschheit, ddieWelt - wie denn schon Emerson die Bedeutung des Gebetes darin erblicktedie Seele parallel zu stellen mit der Axe des Weltalls. Unter Zustimmunbreiter Kreise der Wissenschaftler erklärt Rufus Jones Gott als leben=dige Gegenwart: jeder Tag ist neuer Schöpfungstag; die Menschenseelewie die Menschheitsgeschichte ist Schauplatz der täglichen OffenbarungGottes. Gott offenbart sich dem Verstände als Wissenschaft, dem Willenals Pflicht, dem Gefühl als Liebe. Der Gott des gläubigen Amerikas istder in Schöpfung wie Geschichte immanente Gott der alten Kirche wieder nachreformatorischen Sekten.
In der Allgegenwart Gottes wurzelt ein religiös begründeterOptimismus . Trotz aller Entgleisungen geht der Weltlauf im grossen