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spricht ihr das Vorhandensein einer vom Volksganzen abgetrennten Volks=klasse, welche durch Armut zum Verkauf ihrer Arbeitskraft zu Bedin=gungen des Existenzminimums gezwungen ist. Das blosse Dasein des Pro=letariers, klassengebunden für sich und die Nachkommen, schlägt demdemokratischen Ideal, wi^Amerika es versteht, ins Gesicht . Der Lohn=arbeiter verlangt einen ausreichenden Anteil am Sozialprodukt, um diekulturelle und politische Gleichberechtigung zu verwirklichen.
Nicht als ob Amerika dieses Ideal verwirklicht hätte. Demwiderspricht der proletarische "Rand", in welchem neu eingewanderteund unassimilierte Schichten rücksichtslos ausgebeutet werden. Demwiderspricht das Problem des nur formal befreiten Negers, die tiefeinschneidende "Colour line". Aber Amerika hat,bei einem pro Kopferheblich höheren Sozialprodukt, die ökonomische Gleichheit immerhinerheblich weiter gefördert als Europa - Rieht in erster Linie wegender Gunst seiner geographischen Lage und Naturausstattung. Das be=nachbarte, von Natur reich gesegnete Mexiko steht unter dem Zeichendes Klassenkampfa%s und des Proletariats bei dünner Besiedelung. InAmerika dagegen sind breiteste Schichten der Arbeiterschaft durchausin die Lebenshaltung der Volksmehrheit hineingewachsen. Der Maurerder Grossstadt verdient mehr als der Universitätsdozent. Auch derCollegeprofessor hat gewöhnlich nur einen "Ford", über den der best=bezahlte Arbeiter hinausstrebt.^Hierzu kommt die Uniformierung derLebensführung, die Standardisierung der hauptsächlichsten Verbrauchs=güter, insbesondere der Kleidung. Die Studentin, Bie Stenotypistin,die Fabrikarbeiterin und die Hausangestellte sind auf der Strasse nichtzu unterscheiden und "auf zwei Blocks hin sieht ein Girl so aus wiedas Andere". Der Schneider, d.h. das Tertigkleidergeschäft"egalisiert".Kino und Radio brechen das Kulturmonopol des Besitzes.