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Drastischeres konnte ich aus Russland berichten. In meinen"Volkswirtschaftlichen Studien aus Russland" verzeichnete ich eineFülle von Beispielen, deren Ergebnis ich dahin zusammenfasste: "Dierussische Fabrikarbeit ist unständig, flüssig und unzuverlässig. Inden meisten Fabriken wird die gesamte Arbeiterschaft im Frühjahr ent =lassen. Nach der mehrwöchigen Osterpause treten in sehr zahlreichenFällen neue Arbeiter ein, welche oft in dem betreffenden Gewerbe über=haupt noch nicht beschäftigt waren. Immer von neuem ergibt sich dieNotwendigkeit des Anlernens, welche jene allmähliche, aber stetigeSteigerung der Arbeitsleistung verhindert, die im Westen eine wichtigeSeite des industriellen Fortschritts ausmacht." "Hauptkalamität inRussland ist das Entlaufen der Arbeiter, selbst unter Instichlassungder verdienten Löhne. Daher überall in Russland, selbst in den bestenGrossbetrieben, jene Fülle von Ersatzarbeitern, welche einzutretenhaben, wenn der zunächst verpflichtete ausbleibt. Hieraus erklärt sidiauch der Mangel an bestimmten Arbeitspausen, in denen die Ma chinenabgestellt werden; man lässt die Arbeiter nacheinander abtreten undbehält immer noch genug für die zu verrichtende^ Arbeit a urüek übrig.Daher endlich auch das gänzliche Fehlen der Sonntagspausen - darinbrachte Sowjet nichts neues! da der Arbeiter durch zeitweises keg=bleiben für die physiologisch unentbehrliche Ruhezeit selber sorgt.""Wenn die Konkurrenzfähigkeit einer Industrie auf niederen Löhnen undlangen Arbeitszeiten beruhte, so müsste Russland die industrielle Grös=se des Westens bedrohen. Gerade das Umgekehrte ist der Fall. Alle Ken=ner der russischen Verhältnisse sind darüber einig, dass die Erschlies=sung der ausserordentlichen Reichtümer Russlands vorwiegend durch Män=gel auf Seiten der Arbeit verlangsamt wird." Noch galt der Satz Haxt=hausens aus der Mitte des 19. Jahrhunderts: "la main d'oeuvre est chere