Stadtschulrat
Dr. Georg Kerchensteiner München, den 5. Jan. 1912
München, Möhlstrasse 99
Sehr verehrter lieber Herr Kollege!
Ich möchte nicht nach Berlin einrücken1,
ohne Ihnen nicht vorher meine Freude über
Ihren Neujahrsgruß und Ihren Entschluß in der
Jesuitenfrage2 auszusprechen. Den Neujahrs¬
gruß erwidere ich auf das Herzlichste. In der
Jesuitenfrage aber bin ich der Meinung, daß wir
von den alten, echten liberalen Principien nicht
lassen sollten. Es ist Unsinn in jedem Jesuiten ein
Werkzeug heimtükischer, friedensfeindlicher Kirchen¬
Dr. Georg Kerchensteiner München, den 5. Jan. 1912
München, Möhlstrasse 99
Sehr verehrter lieber Herr Kollege!
Ich möchte nicht nach Berlin einrücken1,
ohne Ihnen nicht vorher meine Freude über
Ihren Neujahrsgruß und Ihren Entschluß in der
Jesuitenfrage2 auszusprechen. Den Neujahrs¬
gruß erwidere ich auf das Herzlichste. In der
Jesuitenfrage aber bin ich der Meinung, daß wir
von den alten, echten liberalen Principien nicht
lassen sollten. Es ist Unsinn in jedem Jesuiten ein
Werkzeug heimtükischer, friedensfeindlicher Kirchen¬
- Kerchensteiner wurde 1912 Reichstagsabgeordneter in der Fraktion der Fortschrittlichen Volkspartei (vgl. hierzu die Datenbank der Reichstagsabgeordneten). ↩
- Das Jesuitengesetz wurde am 4. Juli 1872 mit der liberalen Mehrheit im Reichstag beschlossen und verbot die Niederlassungen des Jesuitenordens im Deutschen Kaiserreich. Es trat am 19. April 1917 außer Kraft (vgl. hierzu Wikipedia). ↩