Brief 
[MS 158 - Brief Schmidts an Schulze-Gävernitz]
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' DEUTSCHE WERKSTÄTTEN Blatt 2 zum Brief vom 3 , 12 , 09.

FÜR HANDWERKSKUNST

G. M. B. H. DRESDEN-  A. 16 an Herrn Prof es s or von Schulze-Gävernit z.

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einer grossen Zahl sich zu Compagnien zusammen geschlossen haben. Die einzelneFabrik baut nur eine bestimmte Maschine; in der Beschränkung zeigt sich der Meis-ter. Dort kann der Ingenieur oder Arbeiter eine Sache ordentlich entwickeln. Wennman 100 Dinge treibt, bleibt für jede Sache 1 % Kraft und Können übrig. Wir sindnun in der Zeit, in der sich entscheidet, wer auf dem Weltmarkt die Zukunft hat.

Die Zukunft wird dasjenige Volk nach meiner Meinung haben, das zuerst seine Wirt-schaft organisiert und damit überlegen und mächtig gemacht hat. Wenn es uns ge-länge, in Deutschland   in den nächsten 5-10 Jahren alle Gewerbe zu Syndikatenund Trusts zusammenzuschliessen, so würde das Millionen an wirtschaftlichem Ge-

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winn und wahrscheinlich sogar das Uebergewicht auf df(^Weltmaj%y bedeuten. Wir

sind am Beginn jener wundervollen Zeit, wo alles krystallisierte Form, KaafQM4' -

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on, Stil, Kultur, wieder annimmt. Wenn wir in Deutschland   Syndikate für alle Ge-werbe erreichen, dann ist es dasselbe für die 60 Millionen der Staatswirtschaft,was die Zunft für die 20,000 JS8 d^<Stadtwirtschaft war. j

Weil ich nun diese Frage von so ausserordentlicher Tragweite halte, meineich, müsste die Volkswirtschaft ganz nachdrücklich bei Regierung, Unternehmung,Arbeitern und sonst wo darauf hinweisen und dafür sorgen, dass diese Dinge mög-lichst rasch begriffen werden und ebenso rasch gehandelt wird. Die führendenLeute im Werkbund stehen durchaus auf diesem Standpunkt. Es ist zu überlegen,in welcher Weise die Sache in die Wege zu leiten und vorwärts zu bringen ist.

Ich wende mich deshalb an Sie, ob die Sache Sie interessiert und ob Sie vielleichtfür dieses ganz wesentliche Stück Arbeit Zeit und Lust haben.

Ich sehe Ihrem freundlichen Bescheid entgegen und zeichne

mit vorzüglicher Hochachtungergebenst