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Die Reichsbank : 1876-1900
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Die Diskontpolitik,

Die Jahre 1896 und 1897 und die ersten Monate des Jahres 1898 sind sichin ihrer ganzen Entwickelung durchaus ähnlich. Sie sind völlig beherrscht von derEntwickelung des inneren Geldbedarfs, der im Februar seinen Tiefstand erreichte, anden Quartalsschlüssen sich regelmäßig beträchtlich steigerte und die Reichsbank zum Ueber-schreiteu der Notengrenze nöthigte, im letzten Quartal einen dauernd hohen Standeinnahm uud zu einer starken Inanspruchnahme der Reichsbank sührte.

In Folge dessen ist auch die Bewegung des Diskontsatzes in diesen Iahren einegleichartige. Die ersten Monate des Jahres brachten in den drei Iahren 1896 bis1898 Diskontherabsetzungen bis zu 3 Prozent/ dieser Satz blieb 1896 bis zum 7. Sep-tember, 1897 bis zum 6. September bestehen und wurde dann auf 4 Prozenterhöht? 1896 folgte darauf am 10. Oktober, 1897 am 11. Oktober eine Erhöhungauf 5 Prozent (vergl. Tab. 63).

Der Ausbruch des spanisch-amerikanischen Krieges brachte Abwechselung in dieseGleichmäßigkeit. Die Vereinigten Staaten hielten iu Voraussicht der bevorstehendenVerwickelungen schon vom Februar an mit ihrem üblichen Geldangebote zurück und suchtenihre Guthabe» in Europa in Gold zu rcalisiren. Die deutschen Wechselkurse auf London und New-Dort stiegen bis zum Goldpunkt/ es trat ein Gvldabfluß uach Amerika ein,der zwar hinter dem gleichzeitigen Goldabfluß aus Frankreich und England zurückblieb,immerhin aber bei der Lage des deutschen Geldmarkts und bei der für den Herbst zuerwartenden Anspannung höchst unerwünscht erscheinen mußte. Am 9. April 1898 erhöhtedeshalb die Neichsbank ihren Diskontsatz, der seit dem 18. Februar aus 3 Prozent stand,auf 4 Prozent/ einer der seltenen Fälle, in welchen seit der Mitte der achtziger Jahrelediglich die Rücksicht auf die internationale Goldbewegung für eine Diskonterhöhungden Ausschlag gab.

Die Goldeinfuhr der Vereinigten Staaten aus Deutschland erreichte nach deramerikanischen Statistik im Jahre 1898 den Betrag von 8,4 Millionen K. Dieser Gold-abfluß in Verbindung mit dem regulären Herbstbedarfc führte zu einer solchen An-spannung des Standes der Neichsbank, daß die Notengrenze am 30. September um276^ Millionen Mark überschritten wurde, und daß die Bank während des ganzenletzten Quartals, mit Ausnahme der ersten Dezemberhälfte, jenseits der Kontingents-grenze blieb. Der innere Geldbedarf war so sehr gestiegen, daß die Anlage am 30. Sep-tember 1124 Millionen Mark betrug/ sie übertraf die bereits einzig dastehende Anlageam selben Tage des Vorjahrs um mehr als 100 Millionen Mark. Am 10. Oktoberwurde in Folge dessen der Diskont, wie in den beiden vorhergehenden Iahren, auf5 Prozent erhöht/ aber diese Erhöhung zeigte sich dieses Mal nicht ausreichend. Der31. Oktober zeigte noch eine Kvntingentsüberschreitnng von 155 Millionen Mark/ und