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Einleitung.
ruf „An mein Kriegsheer" trat der Gedanke, daß der Kampf „umdes Vaterlandes Unabhängigkeit" geführt werde, noch schärferund ausschließlicher hervor. Aber wenn hier der König sich denPatrioten hingab und ihren großen und tiefen Gedanken, so behielter doch auch die iu seiner Nähe, die alle jene großen Entscheidungennur oder vorwiegend uuter dem Gesichtspunkte betrachteten, ob derKönig einige Seelen und einige Quadratmeilen mehr beherrschenwerde. Und sie gewannen noch im Verlauf des Freiheitskrieges selbstwieder beim Könige die Oberhand: Friedrich Wilhelm hat die höhereAuffassung, zu der ihn Scharnhorst, Blücher und das ganze be-geisterte Volk in den unvergeßlichen Breslaner Tagen fortrissen, nichtbewahrt. Er kounte deshalb dem Verhängnisvolleu Einfluß der öster-reichischen Ansicht, daß der Krieg nur ein Kabinettskrieg sei undkeine allgemein deutschen, nationalen Ziele habe, keinen erheblichenWiderstand entgegensetzen, zumal da auch England , dessen Subsidienunentbehrlich waren, den Krieg wesentlich in diesem Sinne führte.
Diese Verkehrung des Charakters des Freiheitskrieges undseiner Ziele wurde vollendet, als sich auch die Rheinbundstaatenmit Ausnahme von Sachsen — das dem Rheinbund später (De-zember 1806) beigetreten und ebenfalls zum Königreich, erhobenworden war — von Napoleon lossagten und den gegen Napoleon Verbündeten anschlössen. Entscheidend war namentlich, daß sichBayern und Württemberg durch Verträge mit Österreich ihreu Besitz-stand sicherten (Vertrag von Ried am 8. Oktober 1813 mit Bayern,Vertrag von Fulda mit Württemberg am 2. November 1813). Da-mit waren sür die neue Ordnung des deutschen Gesamtstaates ge-wisse Thatsachen und Anschauungen sestgelegt, die den Wünschen derPatrioten über das neue deutsche Reich im Wege standen und durchkeine Begeisterung hinweggeräumt werden konnten. Dazu kam derUmstand, daß diese Ordnung Deutschlands beraten und entschiedenwurde auf dem Wiener Kongreß , unter dem Einfluß der Verhand-lungen der Großmächte über die europäischen Angelegenheiten.Wichtige Fragen der deutschen Restauration wurden daher in ersterLinie durch die Stellung und den Willen der nichtdeutscheu Mächte,nicht zum wenigsten durch den Einfluß des französischen Bevoll-mächtigten Talleyrand entschieden, so daß man an Rastatt uud die