36
bürg, ein natürlicher Sohn Friedrich Wilhelms II. , der General, un-ter dessen Ministerium Ende 1848 der Staatsstreich gegen die Ber-liner Nationalversammlung stattgefunden hatte, am Verdruß überdie Erniedrigung des Tages von Olmütz gestorben sei. AufHerrn von Bismarck war die Wirkung eine ganz entgegengesetzte:sie ward für ihn der Ausgangspunkt zu einem neuen Leben, welchesvon Erfolg gekrönt werden sollte. In einem, aus Nheinfelden inPommern im Jahre 1856 geschriebenen Briefe, finden wir ihn schonfreimüthig gegen Oesterreich auftretend und voller Theilnahme fürdie Herzogthümer. In einem zweiten aus Frankfurt vom 2. April1858 datirten Briefe steht er bereits mitten in der Hauptfrage. VorAllem ist es der Zollverein, welcher ihn zur Klarheit über die Er-bärmlichkeit der deutschen Zustände bringt; seine Ansichten, wie er siein diesem Aktenstück formulirt, fassen sich in Folgendem zusammen:„Unsere Stellung im Zollverein ist ganz verpfuscht, ich bin fest über-zeugt, daß wir den Vertrag kündigen müssen, sobald der Termin dazugekommen ist. Die Fortdauer desselben ist sachlich unmöglich, wennneben den 28 Regierungen noch einige 50 ständische Körperschaften,geleitet von sehr partikulären Interessen, ein tiboruin voto ausüben.Der Gleichheitsschwindel der deutschen Regierungen drängt dahin,durch Anwendung desselben sich wichtig zu machen. Ich glaube, daßwir in einem nach 1865 umzubildenden Zollverein, um diesen Klippenzu entgehen, für die Ausübung des ständischen Zustimmungsrechtesin Zollvereinssachen, den Unionsprojekten von 1849 eine Einrichtungentnehmen, eine Art von Zollparlament einrichten müssen ....Die Regierungen würden schwer daran gehen, aber wenn wir dreistund konsequent wären, könnten wir viel durchsetzen. Kammern undPresse könnten das mächtigste Hilfsmittel unserer aus-wärtigen Politik werden, sie müßten die deutsche Zollpolitik breitund rückhaltlos aus dem preußischen Standpunkte discutiren; dann