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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
Entstehung
Seite
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Alle diese Winkelzüge öffneten Oesterreich endlich die Augen,welches von diesem Moment an sich entschieden nach der Seite desPrätendenten zu neigen begann. Herr von Bismarck seinerseits,dem die Situation zur Aufdeckung seines Spiels noch nicht genügendvorbereitet schien, glaubte nichts Besseres thun zu können, als sienoch mehr zu verwirren. Er folgte Oesterreich auf dem von ihm ein-geschlagenen Weg und gab sich das Ansehen, als ob er die Rechte desPrinzen von Augustenburg in Erwägung nähme, während er eigentlich nurZeit zu gewinnen suchte, um aus neuen Zwischenfällen Nutzen zuziehen. Endlich, nachdem er in Kopenhagen den Londoner Vertrag,in London die Kopenhagener Demokratie und in Wien den Herzogvon Augustenburg vorgeschoben hatte, war ihm der Moment gekom-men, da er sich erlauben durfte, dieses dreifache Versteckenspiel aus-zugeben. Der Krieg gegen Dänemarck, ein erstesmal durch die Lon-doner Conferenz unterbrochen, war vonNeuem in Gang gekommen, nach-dem der zur diplomatischen Thätigkeit bestimmte Termin resultatlos ver-laufen war. Der zweite Feldzug mit seinen entscheidenden Erfolgenund der Besetzung Jütlands führte den Wiener Frieden herbei, welcheram 30. Oktober 1864 die Herzogthümer zur unbeschränkten Verfü-gung der beiden verbündeten Großmächte stellte. Sofort bemächtigtesich Preußen dieses neuen, einzig aus der vollendeten Thatsache ge-zogenen Rechtspunktes, um alle pergamentenen Fragen zu beseitigenund das Land ausschließlich kraft des Eroberungsrechts in Beschlagzu nehmen. Wieder einmal war diese Interpretation, welche diebloße Gewalt jeder Anrufung des Prinzips entgegenstellte, zu sehr nachdem Geschmacke Oesterreichs , als daß es nicht seine Zustimmung hättegeben sollen. Man ließ sich dort also unter dem Titel von Mitbe-sitzern nieder, indem man dem Bundestag wissen ließ, daß die Sacheihn weiter nichts angehe. Von da ab begannen nothwendiger Weisedie Feindseligkeiten zwischen den beiden Nebenbuhlern. Oesterreich