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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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sich eine solche Ruthe auf den eigenen Leib gebunden, in demAugenblick, da ganz Europa von dem Siegesdonner betäubt, von derunwiderstehlichen Wirkung der preußischen Waffen geblendet, über-rascht, bewundernd, zu jedem nachdrücklichen Einspruch unvorbereitetdastand? Und die in Form solcher Fragen geübte Kritik erhob sichnicht blos aus den Reihen derer, welche, stolz auf den eben erwor-benen Ruhm, sich zutrauten, damals jedem etwa nachrückenden Geg-ner überlegen gewesen zu sein, sondern auch aus den Reihen desRuhe liebenden Nährstandes, welcher inne ward, daß zu Prag zwarein Friedenstraktat, aber kein Friede zu Stande gekommen war. DieDebatten, zu welchen die französische Militärorganisation Anlaß gab,hatten diesen Erwägungen noch einen ganz besondern Vorschub ge-leistet. Sowohl die kaiserliche Regierung, welche die Nothwendigkeitihrer Vorschläge nur aus der Unzulänglichkeit des Thatbestandes be-gründen konnte, wie die Opposition, welcher es paßte, ihr Verwahr-losung der Wehrfähigkeit des Landes und Schwäche im Handeln vor-zuwerfen, fanden ihre Rechnung bei der Behauptung, daß Preußens Streitbarkeit im Jahre 1866 größer als die Frankreichs gewesen sei.Und nachdem deutscherseits immer mit größerer Gewißheit die Ein-sicht zum Durchbruch gekommen war, daß nur das Machtwort derfranzösischen Diplomatie die Mainlinie geschaffen hatte, schien sich dieAuffassung derjenigen entschieden im Vortheile zu befinden, welche behaup-teten, man hätte, als die preußische Armee vor Wien stand, kühner zu-greifen, die deutsche Einheitsfrage wenigstens ihrer äußern Abrundung,