Autograph 
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Entstehung
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Früher hatte der Arbeiter das grösste Erzeugnis^, der am un=ausgesetztesten die Hände rührte. Bei vollendetem üaschinenmässigemBetriebe liefert derjenige Arbeiter am meisten, der am wenigsten mitder Hand einzugreifen hat und diese Eingriffe auf die kürzeste Zeitzu beschränken weiss . Denn die Maschine verwandelt in fortdauerndemProzess den Rohstoff in das Fabrikat. Der Eingriff des Arbeiters be=deutet Beseitigung von Störungen. -Vorauf es ankommt, ist, den hierauserwachsenden Verlust einzuschränken, damit die tatsächliche Leistungder theoretischen anzunähern, was eine verständnisvolle und sorglicheBehandlung der Maschine erfordert.

Obgleich die Eingriffe der Hand auf das mindest mögliche Massbeschränkt werden, wäre es irrig, wenn man meinen wollte, die Arbeitsei gegen früher leichter geworden. Soweit ein Vergleich möglich ist,ist das Gegenteil der Fall. Ein Handweber kann 13 Stunden am Tage ar=beiten; einen Vier= od.r gar einen Zehnstuhlweber löjstundenjkm Tagearbeiten zu lassen, ist eine Unmöglichkeit. Die Natur der Arbeit isteine andere geworden.An Stel e der Muskeltätigkeit tritt die Nerven=anspannung. Wer den Spinner beobachtet hat, den Tausende von Spindelnumschwirren, oder die Weberin, welche sechs und mehr Weberschiffchenmit der Geschwindigkeit von 160 bis 200 Schlägen in der Minute umtosen,der weiss, welch hoher Grad seelischer Anspannung hier verlangt wird."Ich habe die Beobachtung gemacht, dass die allerbesten Weber immerruhig arbeiten, auch wenn sie vier breite Jacquardstühle bedienen undam Abend auf jedem derselben 80 000 Schuss gemacht haben. Aber ihreAugen spielen immmer und sehen alles. Man sieht, dass sie denken.

Ihre Gedanken sind bei der Arbeit; sie arbeiten mit Ruhe, Verstand undÜberlegung. Darum tun sie keinen unüberlegten Schritt oder Handgriff."(Otto Schenz)