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Die Entwicklung der Einzelstanten 1815—1840.
verwerfen, dann war er frei; und auch die Kurie hätte das vor-ziehen müssen. Aber der König entschied nach „gemütlicheu" undpersönlichen Rücksichten statt nach sachlichen Erwägungen, wird esaber, als er nach einem Ausweg suchte, sehr angenehm empfnudenhaben, daß die konstitutionelle Staatssorm ihm dazu bequemeHandhaben bot.
Die Ständeversammlung gliederte sich in zwei Kammern, dieder NeichSräte, dem späteren preußischen Herrenhause eutsprechend,uud die der Abgeordneten, die bisweilen anch die Zweite Kammergenannt wurde. Sie war nach Ständen zusammengesetzt. EinAchtel der Mitglieder der zweiten Kammer stellte die Klasse deradligen Grundbesitzer, ein Achtel der Klerus, ein Viertel die Städte,die Hälfte die übrigen Landeigentümer, dazu jede der drei Univer-sitäten ein Mitglied. Ihre Rechte waren in maßvvller, aber inausreichender Weise bestimmt. Scharf wnrde betont, daß jedesMitglied „nnr deS ganzen Landes allgemeines Wohl und Bestesohne Rücksicht ans besondere Stände oder Klassen" zu vertretenhabe. Die Verfassung schus also eine Volksvertretung im modernenSinne, nicht eine Stäudeversammlung im mittelalterlichen Sinne.
In Bürgermeister Behr, Dr. Eisenmann, Baron Closen,vi-. Wirth n. a. gewann Bayern anch politische Namen von all-gemeinerem Ansehen, wenn man auch uoch nicht von politischerParteibildnng reden mag. Der König Ludwig I. selbst sprach iuder Thronrede vom 1. März 1831 die Worte: „Das kauu ichsagen, gewissenhafter als ich hält niemand die Verfassuug, ichmöchte nicht unumschränkter Herrscher sein. Nicht nnr selbst dieVerfassung zu beobachten, anch sie beobachten zn macheu, habe ichgeschworen, werde unerschütterlich darin sein, nnd unerschütterlichsein wird Bayerns Treue". Aber die unkluge Sprache' einigerradikalen Blätter iu der Zeit uach der Julivevolutiou, die Zurück-weisung des Preßgesetzes, das wenigstens die Besprechung derinneren Angelegenheiten von der Censur befreite, aber für Artikelüber auswärtige Staaten, d. h. vor allem über Österreich undPreußen , die Censur fortbestehen lassen wollte, in der Kammer von1831, die mehr zu ertrotzen hoffte, der Verlauf des HambacherFestes (27. Mai 1832), wo der verbitterte Liberalismus alle