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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
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Regentschaft und Anfänge König Wilhelms I.

zurück und forderte nur das für die Aufrechterhaltung der Kriegs-bereitschaft bis zum 1. Juli 1861 nötige Geld im Betrage vonneun Millionen Thalern. Er glaubte sich befugt, die technischeFrage der Reorganisation auch durch Verordnung zu lösen, undhatte ihre Durchführung auch schon thatsächlich begonnen, indemer die Stämme der bei der Mobilmachung von 1859 gebildetenLandwehrregimenter besteheu ließ uud aus ihueu die neueu Batailloneschuf. Während die Abgeordneten über die Pläne berieten, gingdie Ausbildung der neuen Regimenter und Schwadroneu vor allerAugeu weiter und wurde schou im Juli Z860 beendet. Es geschahdas mit jenen neun Millionen Thaler, die das Haus am 15. Mai1860 mit 315 gegen 2 Stimmen bewilligt hatte, zwar unter einemanderen Titel uud auf Grund der Erklärung des Finanzministers,daß damit über die Frage, ob zwei- oder dreijährige Dienstzeit,sowie über die Stellung von Reserve und Landwehr nichts ent-schieden werde, aber die Abgeordneten wußten doch, daß mau117 Bataillone und 72 Schwadronen nicht wohl wieder beseitigenkann, nachdem man sie eben neu gebildet, die Offiziere und Unter-offiziere ernannt und die Fahnen verliehen hat. Auch hatte derRegent in der Rede, mit der er am 23. Mai 1860 die Sessiondes Landtags schloß, seine Auffassung, daß er in dieser Bewilligungeine Anerkennung der Reorganisation sehe, unzweideutig aus-gesprochen. Wenn trotzdem auch die entschiedensten Gegner dieserForm der Reorganisation wie Hoverbeck für das Provisoriumstimmten, so geschah das, weil sie im Hanse nicht die Majoritäthatten und weil sie ferner darauf rechneten, daß die Regierungdurch das Provisorische der Bewilligung gezwungen werden würde,in den technischen Fragen, vor allen in der Frage der zweijährigenDienstzeit, den Wünschen des Hauses nachzugeben. Dieser Beschlußwar eine Vertagung des Streits und erzengte einen neuen undweit tiefer greifenden Streit.

Die Ausbildung der neuen Regimenter wurde rasch vollendet,und am 18. Januar 1861 vollzog der König in einem feierlichen Akteam Denkmal Friedrichs des Großen die Weihe der neuen Fahnen.Indem die Abgeordneten anch nach diesem Akte am 31. Mai 1861die Kosten für die Reorganisation weiter für ein Jahr, vom