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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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Für den großen kannegießernden Haufen sind dergleichen schauer-liche Weissagungen immer ein gefunden Fressen. Sie entsprachen im gege-benen Falle dem Gefühl unzähliger Franzosen um so mehr, als die Eitel-^ keit auf ihren soldatischen Ruhm unbestreitbar sich durch die preußischen

Erfolge tief verletzt fühlte und Dank ihrem doch nicht leicht zu er-schütternden Selbstvertrauen der Ueberzeugung lebt, daß die Siegervon Sadowa vor denen von Malakoff und Solferino nicht bestehenwürden. Es war hier wirklich so zu sagen ein leibhaftiger Kitzel derzum Duell Hintrieb; und man kann es noch täglich aus dem Mundevon Franzosen aller gesellschaftlichen Abstufungen wie ein Axiom aus-sprechen hören, daß die Welt nicht eher zur Ruhe gelangen werde,als bis durch einen solchen Zweikampf die Frage zur Entscheidung> gekommen, welche von den zwei Nationen der anderen in den Waffen

überlegen sei?

; Aber neben und über den Schichten, welche nur nach höher

tönenden Formeln für ihre banalen Empfindungen suchen, bewegensich die Denkenden der Nation; zwar an Zahl und unmittelbaremEinfluß zurückstehend, aber nichtsdestoweniger in der Werkstätte ihresGeistes die Bereiter der Substanz, welche tropfenweise in das Meerder öffentlichen Meinung hinabfließend, im Verlauf der Zeiten dessenInhalt umwandelt. Ein beträchtlicher Theil dieser auserwähltenBildungsklasse war es nun wiederum, die gänzlich unter die Herr-schaft der Vorstellung gerieth, daß es europäische Menschenpflicht sei,der Wendung, welche die deutschen Dinge genommen hatten, entgegen