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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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fahren zu entdecken, deren Parlamente und gelehrte Korporationennicht blos die kleinsten religiösen, sondern auch wissenschaftliche Ketze-reien mit Rad und Galgen verfolgt wissen wollten.

ausnahmslosen Regel sich nicht entziehen. Die zerstreuten Theile des teutonischenGanzen nähern und verschmelzen sich; der allgemeine Reichthum wird zunehmen,der erbliche Einfluß der großen Familien wird sich verlieren.

Die Junkerparthei wird sich mit ihren eignen Waffen verwundet haben.Welches kann übrigens der Charakter eines der deutschen Nasse auferlegten preu-ßischen Despotismus sein? Ich würde mich sehr verwundern, wenn er dahin ge-langte, aus dieser Rasse die geistigen Bedürfnisse auszurotten und sie am Denkenzu verhindern. - -

Im Uebrigen opfern die Deutschen in diesem Augenblick die Freiheit nichteinzig dem zeitlichen Wohlergehen, dem Gewinn, sondern der Idee der nationalenGröße. Ueberzeugt auch, daß ihnen die Leitung der Geister in Europa anheimgefallen, halten sie längst für ausgemacht, daß Alles von ihnen ausgeht, Wissen-schaft, Kunst, Dichtung, Philosophie; daß die Menschheit ihre Schülerin geworden.Was fehlte noch zu dieser intellektuellen Herrschaft, die zu besitzen sie sich einbilden?Die Macht. Sie haben sie jetzt erstritten. In ihren Augen handelt es sichnicht blos um ein Reich mehr, das in die Welt gekommen, sondern es gilt die

Aera der Germanen an die Stelle der lateinisch-katholischen Aera zu setzen, deren

Völker hinfüro in den Hintergrund gedrängt werden.

Welche Veränderung wird das Erstehen eines deutschen Vaterlandes in dieWelt einführen? Schwerlich wird es dem militärischen Geist gelingen, in germa-nischen Landen alle Kraft in sich aufzusaugen, wie das so leicht bei lateinischenVölkern geschieht. Selbst die Urplötzlichkeit mit der der Sieg von Sadowa voll-bracht worden, wird verhindern, daß sich Legenden und Vergötterungen zu Gunstendes Siegers ausbilden. Der Schlag war so blitzähnlich, daß er den Persönlich-keiten nicht die Zeit ließ, in der Einbildungskraft der Massen den Grund zu ihrerUnsterblichkeit zu legen. Uebrigens artet bei den Deutschen der Kriegsruhm nichtin's Abergläubische aus, weil er von dem Ruhm der Reformatoren, der Dichterund der Künstler überstrahlt wird. Luther, Göthe, Schiller, Beethoven werdennimmer unter Blücher stehen. Der Glanz der Uniform, der andere Völker faszinirt,