XXXV
war er einmal so weit gekommen, wirkte dabei, mit dem Quadrateder Entfernung wachsend, dasselbe Gesetz, welches heutzutage so manchenFranzosen dahin bringt, die Aufhebung der deutschen Kleinstaatereivon seinem humanen Standpunkt aus noch aufrichtiger zu beweinen,als ein Deutscher von gleicher Gesinnung. Aus der Ferne und jederEinwirkung auf die praktischen Interessen beraubt, vermögen sogar diewunderlichen Reize eines bückeburgischen Residenzlebens, geschweige denndie erhabenen Züge der Freiheitsgöttin, das Auge zu blenden.
Kein Wunder nun, daß auch die deutsche Version des streng-gläubigen Revolutionsbekenntnisses den Artikel von dem unbedingtreaktionären Beruf Preußens, von dem unvermeidlich befreienden Be-ruf Frankreichs in ihren Grundtext aufgenommen hatte. Wie vortrefflichund wahrhaftig aber mußte solche Betheuerung aus deutschem Mundeden Ohren der Franzosen klingen! Alle Künste der Bestechung dran-gen hier auf sie ein, gröbste, ihrer Nation gewidmete Schmeicheleiund Selbstanklage der anderen Nation, von deren eigenen Angehö-rigen vorgebracht.
Schaut die lebende Generation um ein bis zwei Menschenalterin unserer Geschichte zurück, so beschleicht sie Etwas wie tiefes Mit-leid mit dem Pflanzenschlaf, in dessen Bann das Vaterland jenerZeit ihr erscheint. Und dennoch könnte sie beim Nachblätternfinden, daß vor einem halben Jahrhundert schon die treibendenGeister in Deutschland am Vorabend einer allgemeinen revolu-tionären Erhebung zu stehen wähnten. Es sind genau fünfzig Jahre,