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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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Kreise, welche uns geradezu für ebenbürtig halten, sind verhältuißmäßigkleiner, als die, welche begeistert von deutscher Wissenschaft und deut-schem Fleiß, mit einer Art von Unwillen gegen ihre eigene Nation,bereit sind, der unserigen die Palme zu reichen. Seitdem die Fran-zosen uns näher kennen lernten, begannen sie in vielen Dingen unsniehr Achtung zu zollen, aber zugleich gewissen stillen Tugenden, diewir selbst uns nachrühmten und die sie uns auf's Wort geglaubthatten, auf die Schliche zu kommen, darunter vor Allem unserer sehrzweideutigen Bescheidenheit. Vor mehr als zwanzig Jahren erschienin Paris ein Buch, welches damals nicht unbemerkt blieb, unter demTitel: Das ^Ilollianäs pur un kruutzais*). Mit außerordentlichgenauer Kenntniß unserer damaligen Zustände und Richtungen ge-schrieben, rührt es von einem Franzosen her, der seine Studien inDeutschland gemacht hatte und sich mit vielem Erfolg eines unpar-teiischen Urtheils befliß. Schon in dieser Darstellung begegnet manvielfach der stark ausgesprochenen Anklage, daß der Deutsche mitVerachtung auf den Franzosen herabsehe**); seit den letzten zwei

*) Bei Amyot. 1646. Der auf dem Titel nicht genannte Verfasser bl. 6»lebt noch, aus dem Staatsdienst zurückgezogen, in der Provinz.

**) Von zahlreichen hierher gehörigen Stellen seien beispielsweise nur zweiaus dem Schlußkapitel angeführt, welches als Ueberschrift trägt:Einiges Nähereüber das patriotische Vorurtheil in Deutschland ."

Man hat aus dem Vorausgehenden ersehen können, wie die Deutschen sichbeurtheilen und uns beurtheilen; welche Meinung sie von sich selbst in ihremVerhältniß zu uns, und von uns in unserem Verhältniß zu ihnen haben; undich habe darauf aufmerksam gemacht, daß die beiden Glieder dieser Verglei-