rauflustigen, jovialen und dabei in den Winkeln der Seele von Em-pfindsamkeit nicht freien Wesen. Nach Sadowa sagte er zu einem Freunde,daß der Anblick des grausigen Schlachtfeldes ihn während einiger Tage fürden Genuß seines Triumphes unempfindlich gemacht habe. Zuweilen tauchtfür einen Augenblick in seinen Briesen ein Schatten von Melancholieaus. Am Schluß des oben citirten Briefes aus St. Petersburg indem er sich über die Verdächtigungen der Kreuzzeitungspartei beklagt,sagt er: „Es geht nichts über Ketzerrichter im eigenen Lager; undunter Freunden, die lange aus einem Topfe gegessen haben, ist manungerechter, als gegen Feinde. Mir ist's recht, man soll sich nichtauf Menschen verlassen, und ich bin dankbar für jeden Zug, der michnach innen zieht." Ein anderes Mal klingt es beinahe Ossianisch,wenn er schreibt: „Ich habe fast Heimweh nach meiner Wohnung amHuui avZIais (in St. Petersburg ) mit ihrer beruhigenden Aussichtauf das Eis der Newa !" Man hat oft den Scherz vom Oelblatt er-zählt, welches er eines Tages aus seiner Cigarrentasche zog, indemer zu einem Mitglied der liberalen Parthei sagte, daß er es zuAvignon gepflückt habe um es der Opposition anzubieten, daß aberder Augenblick noch nicht gekommen und daß er es für künftige Zei-ten aufbewahre. Er ist ein ziemlich starker Cigarrenraucher und dieseGewohnheit trägt zur Ungebundenheit seines Wesens bei. Währender Gesandter in Frankfurt war, berief eines Tages sein intimer Feind,Herr von Rechberg, die Mitglieder des Bundestages zu sich undempfing sie im Schlafrock. Herr von Bismarck, um ihn mit glei-cher Münze zu bezahlen, zog sofort sein Etui aus der Tasche, nahmeine Cigarre, bot seinem Nachbar eine zweite an und sagte, die sei-nige anzündend, ohne die Antwort abzuwarten: „Nicht wahr, lieberGras, Sie erlauben?" — Diese Ungebundenheit, welche unter Um-ständen die Leute auch vor den Kopf stößt, hängt vor Allem mit derEigenthümlichkeit seines thätigen und beweglichen.Geistes zusammen,
Druckschrift
Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
Seite
99
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten