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brechen. Darum wird auch nie in Preußen eine Regierung — siethue was sie wolle — populär werden. Die große Mehrzahl wirdimmer entgegengesetzter Meinung sein. Schon deshalb allein, weilsie Regierung ist und als Autorität dem Individuum gegenüber tritt,wird die Regierung stets von dem Widersprüche der Gemäßigten,von dem Höhne und der Verleumdung der Exaltirten heimgesucht.Dies war das gemeinsame Schicksal aller Regierungen, welche seitdem Beginn der Dynastie aufeinander gefolgt sind. Die liberalenMinister sowohl wie die reaktionären haben vor unseren Politikernnie Gnade gefunden...."
„Und indem Herr von Bismarck alle Regierungen und Mini-sterien der Reihe nach durchging, wies er in sehr malerischer, bilder-reicher und von geistreichen Wendungen überschäumender Sprachenach, daß die Auerswald und die Manteuffel das gleiche Geschickgehabt, daß Friedrich Wilhelm III., den man den „Gerechten" nannte,vergeblich alles aufgeboten, um seine Preußen zufrieden zu stellen,und ebenso sei es Friedrich Wilhelm IV. gegangen.
„— Den Siegen Friedrichs des Großen, fuhr er fort, jauchztensie zu, aber bei seinem Tode rieben sie sich die Hände vor Freude,von diesem Tyrannen befreit zu sein. Neben diesem Antagonismusbesteht aber eine tiefe Anhänglichkeit an die Dynastie. Kein Herr-scher, kein Minister, keine Regierung kann sich die Gunst des preu-ßischen Individualismus erwerben; allein alle zusammen rufen sieaus vollem Herzen: „Es lebe der König"! Und wenn der König be-fiehlt, gehorchen sie."
„„Es gibt doch Leute, Herr Minder, die da behaupten, daß dieUnzufriedenheit bis zum Aufruhr sich steigern könnte"". —
„Die Regierung glaubt das nicht fürchten zu müssen und fürchtetes auch nicht. Unsere Revolutionsmänner sind nicht so fürchterlich.Ihre Feindseligkeit macht sich hauptsächlich in kräftigen Ausdrücken