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dazu angethan, mir zu gefallen. Ich wußte nicht, daß die Zukunftmir eine Rolle zugedacht hatte; aber damals schon faßte ich denPlan, den ich jetzt auszuführen suche, nämlich Deutschland von demösterreichischen Drucke zu befreien, wenigstens denjenigen Theil Deutsch-lands , der durch Geist, Religion, Sitten und Interessen mit demGeschicke Preußens eng verbunden ist, Norddeutschland. In denPlänen, die ich im Voraus entwarf, ist keine Rede davon, Throneumzustürzen, diesem sein Herzogthum, jenem sein Ländchen zu nehmen.Der König würde sich überdies nie dazu hergeben. Und dazu kom-men noch die Familien-Verbindungen, Vetterschaften, eine Mengefeindlicher Einflüsse, gegen die ich täglich und stündlich anzukämpfen hatte.
„Alles das, in Gemeinschaft mit der Opposition, gegen welcheich in Preußen zu ringen hatte, konnte mich nicht abhalten, mich mitLeib und Seele der Idee zu widmen: Norddeutschland in seiner ver-nunftgemäßen und natürlichen Gestalt unter der Aegide Preußens herzustellen. Um dieses Ziel zu erreichen, würde ich Allem trotzen,dem Exil und selbst dem Schaffst; und ich habe dem Kronprinzen,der durch Erziehung und Tendenzen mehr der Mann der parlamen-tarischen Regierung ist, einmal gesagt: „Was liegt daran, wenn manmich aufhängt, wenn nur mein Strick Ihren Thron fest an das neueDeutschland bindet".
„„—Darf ich auch fragen Herr Minister, wie Sie den freien Berufeiner Nationalvertretung in Einklang zu bringen gedenken mit derstrengen Behandlung, die Sie der Berliner Kammer angedeihen ließen,und vor Allem, wie Sie den König, den Repräsentanten des gött-lichen Rechts dahin gebracht, auf das allgemeine Stimmrecht, welchesdoch nichts anders ist als der beste Ausdruck des demokratischen Prin-zips, einzugehen""?
Herr von Bismarck erwiderte mir lebhaft: „Dieser Sieg hatmich einen vierjährigen Kampf gekostet. Als der König mich vor