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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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Sie glauben vielleicht besser als ich die nationale Politik zu verstehen,aber ich weiß, daß ich besser wie Sie und die ganze Kammer dasverstehe, was ich die politische Politik nenne". Und je weiter ervorwärts schritt, desto mehr befestigte sich in ihm dieses Gefühl derSicherheit. Man könnte sein Verfahren mit dem der Ingenieure ver-gleichen, welche eine Eisenbahnbrücke über einen Strom bauen. Ehesie ihr das Geschick der Reisenden anvertrauen, beschweren sie sie miteinem Gewicht, beträchtlicher als das Maximum einer jeden Ladung,welche die Lokomotive jemals darüber führen könnte, und dann beob-achten sie um wie viel Millimeter sich der Träger gesenkt hat. Ebensohatte Herr von Bismarck das Land mit einer ungeheuren Lastwillkührlicher Maßregeln überbürdet, und das Land hatte in seinerBewegung den Druck nur in den kleinsten Verhältnissen angezeigt,welche die Statik nicht mehr berücksichtigt. Die Probe war ge-macht, daß der Zug den König sammt seinen Soldaten mit Sackund Pack getrost hinübertragen konnte. Von diesem Augenblicke anwar die Wahl des Verfahrens getroffen, welches einzuschlagen warum zur Lösung des Problems der deutschen Einheit zu gelangen.

Was Herr von Bismarck dem französischen Journalisten inder Vertraulichkeit einer Unterredung unter vier Augen sagte, dasschleuderte sein College Herr von Roon eines Tages der Kammergradezu ins Angesicht. Als einst ein Abgeordneter auf die Möglich-keit einer allgemeinen Empörung anspielte, rief der General, sichgegen die von der oppositionellen Majorität besetzten Bänke wendend:Ich sehe hier viele ehrliche und ernste Gesichter, aber kein einziges,welches geeignet wäre, mir diese Furcht einzuflößen"; und Herr vonBismarck ließ sich selten eine Gelegenheit entgehen um zu zeigen,wie im Jahre 1848 die Demokratie aus Mangel an Energie undpraktischer Anstelligkeit, sowie durch ihr kindliches Vertrauen in dietheoretische Propaganda unterlegen war.