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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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499
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Achtes Kap. Beziehungen zu Deutschland   nnd erste Reisen ins Vaterland. 493

Achtes Kapitel.

Beziehungen zu Deutschland   und erste Reil'enins Vaterland.

So angenehm und anregend sich im Laufe der letzten Jahremein Leben in Paris   gestaltet hatte, so wenig vermochte es dieGedanken an die Rückkehr nach Deutschland   und zur politischenTeilnahme an dessen Schicksalen abzulenken. Der große Kampfder preußischen Liberalen, die so energisch von der großen Masseder Gebildeten getragen wurden, konnte diese Sehnsucht nur ver-stärken. Lebhafter brieflicher Verkehr uud persönliche Berührungmit politisch gleichgesinnten Deutschen,   die zahlreich in Paris   er-schienen, gaben dieser Gedaukeurichtuug immer neue Nahrung.Unter den letzteren trat mir besonders Hans Viktor von Unruhnahe, den seine Geschäfte oft nach Frankreich   führten.

Er war ein interessanter Typus des kernigen liberalen preußi-schen Beamten jener Zeit. Er war im Dienst der Staatsverwaltungins technische Gebiet gekommen nnd hatte die Eisenbahn vonBerlin   nach Potsdam   gebaut, wurde später Direktor der großenLokomotiven-Fabrik von Pflug und bewährte sich in seinem Berufenach allen Seiten hin. Darunter hatte seine aktive Teilnahme an denPolitischen   Angelegenheiten nicht einen Augenblick gelitten. Erwar im Jahre 1848 Präsident der preußischen Nationalversammlunggewesen und wurde auch iu der Konfliktszeit der sechziger Jahrewieder Vizepräsident des Abgeordnetenhauses (1863 bis 1867).Er gehörte dann zu denen, die bei dem großen Wendepunkt desJahres 1866 als Führer der Fortschrittspartei mit Bismarckunterhandelten uud zu einer Verständigung zu kommen suchten.Anszüge ans seinem Tagebuch, die in den achtziger Jahren ver-öffentlicht wurden, enthalten sehr interessante Aufschlüsse unoWiedergaben von vertraulichen Unterhaltungen mit Bismarck.

Unruh war ein Mann von strenger Wahrhaftigkeit, alleinfalschen Schein abgeneigt, dabei maßvoll und praktisch im Geiste.