landsliebe erfüllten Arbeit waren, sondern in ihm den bestenGatten und Vater beklagen. Meine Frau und ich haben dankIhrer Gastfreundschaft einen so tiefen Einblick in Ihr Familien-leben tun dürfen, daß wir Sie ganz verstehen und in Würdi-gung Ihres großen Schmerzes davon absehen, Ihnen Wortedes Trostes zu sagen, wo es keinen anderen Trost gibt als den,daß die Vorsehung alles zum Besten bestimmt.
Die Dankbarkeit und Freundschaft werde ich dem Ver-storbenen über das Grab hinaus unverbrüchlich bewahren undals sichtbares Zeichen dieses Versprechens bitten meine Frauund ich, die Freundschaft auf Sie und Ihre Kinder über-tragen zu dürfen und über uns zu bestimmen, wo immer Sieglauben, daß wir Ihnen irgendwie behilflich sein können.Ihr in aufrichtiger Verehrung ergebener
Cuno.
Berlin W 9, den 27. April 1924.Hochverehrte gnädige Frau!
Die Nachricht von dem furchtbaren Tode Ihres HerrnGemahls hatte mich so erschüttert, daß ich bisher nicht imstandewar, Ihnen zu schreiben. Worte sind so entsetzlich schwachin solchen Augenblicken. Erst die heutige erhebende Trauer-feierlichkeit hat die innere Beklemmung so weit gelöst, daß iches versuchen darf, auch meinerseits Ihnen meine und meinerFrau innigste Teilnahme zum Ausdruck zu bringen, und Ihnenzu sagen, wie sehr wir Ihren unersetzlichen Verlust mitempfinden.
Ich habe, wenn auch nur kurze Zeit, in so enger Arbeits-gemeinschaft mit dem Entschlafenen gestanden wie vielleichtwenige. Als Ihr Herr Gemahl als Vizekanzler seinen Abschiednahm, wurde ihm die Vorbereitung des Friedensvertragesübertragen, wie man ihn sich bei uns in der Erwartung eines,wenn nicht siegreichen, so doch nicht unglücklichen Ausgangesdes Krieges dachte. Ihr Herr Gemahl suchte damals aus den Be-amten des Reichsamtes des Innern mich zu seiner Unterstützung
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