Druckschrift 
Karl Helfferich zum Gedächtnis : [Reden am Sarge in Mannheim am 30. April 1924]
Entstehung
Seite
54
Einzelbild herunterladen
 

aus. Das Verhältnis war somit nicht ein rein dienstliches,sondern trug den Stempel freiwilliger Mitarbeit. Dadurch,sowie infolge der sich schnell verdüsternden Situation hatteich die Ehre, Ihrem Herrn Gemahl in engster Zusammen-arbeit nahe zu treten. Diese Zeit wird immer unauslöschlichin meiner Erinnerung bleiben. Ich habe Gelegenheit gehabt,seine überlegene geistige Potenz in nächstem Umgange kennenzu lernen und zu bewundern. Tiefer aber noch war der Ein-druck seiner ehrlichen, bei aller Überlegenheit schlichten undbescheidenen Persönlichkeit, die andere immer anhörte undgelten ließ. Ich werde dem Entschlafenen ein dankbares undtreues Andenken bewahren.

In aufrichtigstem Schmerze und Mitgefühl bin ich,gnädige Frau, Ihr ergebener

H. F. Albert, Reichsminister a. D.

Berlin , den 25. April 1924.

Verehrte gnädige Frau!

Ganz erschüttert von dem grausigen Unglück und kaumeines anderen Gedankens fähig als des furchtbaren Verlustes,der Sie und unser armes Vaterland getroffen, dem in be-ängstigender Folge die wenigen überragenden Männer, diees besitzt, geraubt worden, sende ich Ihnen den Ausdruck dertiefsten Anteilnahme an Ihrem wahrhaft tragischen Geschick,das Ihnen zum zweiten Male ein neu aufgebautes Leben zer-bricht. Ein blindwütender Zufall, dem weder mit Glauben nochmit Verstand und Nachgrübeln eintröstendes oder versöhnendesMoment zu entnehmen ist und der nur menschlich, vaterländisch,politisch eine Lücke reißt, die nie ausgefüllt werden kann. Dieein inhalb Jahre, die ich n nächster Mitarbeit mit Ihrem teurenGatten verlebt, die unerschöpfliche, quellende Geisteskraft, diejede mit ihm verlebte Stunde bedeutend und wertvoll machtewie deutlich stehen sie vor meiner Seele das treuste An-

54