Dagegen bäumte sich der Mensch Helfferich mit seinem ganzenheißen süddeutschen Temperament, mit der ganzen Wuchtgekränkter und verschmähter Liebe auf. So wurde jene Stunde,in der Helfferich vielleicht das einzige Mal in der Geschichteseiner parlamentarischen Tätigkeit sich nicht nur die Köpfe,sondern auch die Herzen des Deutschen Reichstages eroberte,jene Stunde, die auch die Thersitesse dieser Volksvertretungdurch die adlige Größe einer deutschen Seele, die sich ganzvor ihnen enthüllte, zum Schweigen brachte.
Wir andern aber, die er hinter den Vorhang seines Wesensschauen ließ, wir dursten ihn ganz so kennen lernen, wie jeneihn nur einmal, nur in dieser Stunde, sahen. Helfferich tratzum erstenmal politisch in unsere Kreise auf unserem erstenReichsparteitage in Berlin im Juli 1919. Die meisten vonuns kannten seinen Namen, kannten seinen für das Deutschland der geordneten Beamtenlaufbahn ungewöhnlichen Aufstiegund Lebenslauf. Wir Jüngeren aber besonders, die wir dieKriegsjahre im Felde verlebt hatten, wußten wenig von ihmund seinem Wirken. Die Tausende, die damals in der Phil-harmonie zusammen waren, an jener Stelle, an der ihm vorwenig Tagen der letzte Scheidegruß seiner Freunde nachklang,standen alle sofort im Banne dieses Mannes, in dem sie in-stinktiv den alle überragenden Könner und Kenner fühlten.In eine persönliche Beziehung zu Helfferich aber traten wirdamals noch nicht. Dann kam sein Kampf gegen Erzberger.Mögen andere, wie es leider auch noch nach seinem grausigenTode geschah, ihn um dieses Kampfes willen verleumden undschmähen; wir wissen, daß dieser Kampf nicht dem einzelnenMenschen Erzberger galt, sondern daß es ein Ringen um dieReinheit unseres Volkes war, dem er zeigen wollte, in welcheAbgründe der Verleugnung deutschen Wesens es zu versinkendrohte. Helfferich wurde zum vielumjubelten Helden weiterVolkskreise; nicht sein Kampf, nicht das Ziel seines Kampfeswar es zuerst, was die anderen für ihn begeisterte, nein, es
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