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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
Entstehung
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XXII
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kommt, die ja in der That auf so viel gerechten Stolz Anspruch gibt,der mußte berechnen können, daß es ein überaus dankbares Bemühen

Dache lebt? Dieser Gedanke ist die Einheit der Erde des deutschen Vaterlandes;der Ruf nach Beseitigung der künstlichen Grenzen, hinter welchen sie und ihreErzeugnisse abgesperrt sind, ohne Band, ohne mögliche Industrie.

Diese Einheit ist nicht eine Uebereinstimmung von Leidenschaften, die jederTag zerstört, sondern das nothwendige Entwickelungsprinzip der Civilisation desNordens.

Und wir, die so guten Grund haben zu wissen, welche Macht den Ideen zu-kommt, wir schliefen mit dem Gedanken ein, daß jenes Streben niemals den Ehr-geiz besitzen würde, aus dem bloßen Bewußtsein zum Willen, aus dem Willen zuThaten überzugehen, und nach gesellschaftlicher wiepolitischer Gewalt zu verlangen.Nun kommt es dennoch, daß diese Ideen, statt unkörperlich zu bleiben, vor unsernAugen aufstehen wie der eigentliche Genius einer ganzen Nasse; und diese Rasseselbst ordnet sich der Diktatur eines Volksstammes unter, der zwar nicht aufge-klärter ist als sie, aber bcgehrungssüchtiger, hitziger, anspruchsvoller, geschäftstüch-tiger. Sie legt in seine Hände ihren Ehrgeiz, ihr Gelüste nach Wiedervergcltungund Ländererwerb, nach schlauer Staatskunst, nach Gewaltthat, Ruhm und Herr-schaft gegen Außen. Also ist es wahr, daß zu dieser Stunde der Norden im Be-griff ist aus Preußensich ein Werkzeug zu schmieden? Ja, und wenn man ihn gehenließe, so würde er langsam und von hinten es vortreiben zum mörderischen An-fall auf das alte Frankenreich. Die germanische Welt wartet nur noch auf eineGelegenheit und nochmals, welches ist der Staat, der im Namen Deutschlands dazuaufgestellt ist, dieser Gelegenheit aufzulauern? Es ist derjenige, welcher an seinemGurt die Schlüssel unseres Territoriums trägt und Frankreichs Glück in seinemVerließe gefangen hält."

Nachdem Quinet sich mit diesem Citat aus alter Vergangenheit eine allerdingsumviderlegliche Legitimation zur Urtheilsbefähigung über die heutigen Verhältnisseausgestellt, fährt er fort:

Gestützt auf dieselben Ideen, die Alles bestätigt hat, bin ich versucht auchüber die Gegenwart hinauszuschauen; und ich frage zunächst: Was wird aus dieserneuen Macht werden, die, gestern erstanden, heute schon alle Geister beschäftigt?Vor Allem halten wir für ausgemacht, daß diese Gestaltung der deutschen Einheit