Der schließlich ausbrechende Krieg gegen Oesterreich , welcher fürDeutschland sofort zum Wendepunkt in der Beurtheilung des seitJahren Erlebten und des eben Geschehenden wurde, erschien aberdem fremden Theoretiker gradezu als die flagranteste Bestätigungalles Bösen, das man ihm stets von dieser Preußischen Staatsraisongesagt hatte. Wenn je, so dünkte ihm jetzt der Moment gekommen,den Deutschen zu Hilfe zu eilen; und an Aufforderungen dazu fehltees bekanntlich nicht. War es nun nicht erstes Pflichtgebot, von denneu erwachsenen Zweifeln dem Ausland Kenntniß zu geben, dem wirnicht blos unsren Verdacht, sondern unser unwiderrufliches Verdam-mungsurtheil beigebracht hatten? Selbst wer die Wahrheit nicht genugliebt, um die Freude zu kennen, die in dem Eingeständniß eines gehegtenIrrthums liegt, der mußte sich verbunden achten, der rasenden Fort-pflanzung einer Ansicht entgegenzuarbeiten, die in seinem eigenen Sinn,wenn auch noch so leise, erschüttert war. Um wie viel mehr, wennder angefachte Haß zur verzehrenden Flamme werden konnte! Saßschon in Deutschland der Kern der ganzen Frage in der Entscheidung,ob dem preußischen Unternehmen etwas Anderes zu Grunde läge,als das armselige und schlechte Verlangen, jeden Keim von Freiheitin Deutschland zu ersticken und in dem übrigen Europa ersticken zuhelfen, so mußte die Lösung dieses Räthsels noch viel ausschließlicherden Franzosen beim Hereinbrechen unserer Krise ans Herz gehen.Denn wenn Preußen nichts, absolut nichts war, als der Geist derFinsterniß, so war es in ihren Augen der persönliche Feind ihrer
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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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