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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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eigenen Blut und Fleisch entsprossen, ihr ebenso verständlich alsangenehm klangen. In ähnlicher Weise kommt es manchmal vor,daß naive Unwissenheit sich einbildet eine fremde Sprache zu ver-stehen, weil der Ausländer sie in ihrer eigenen Sprache, nur mitfremdem Accente, anredet.

Das hohe moralische Ansehen, zu welchem in der Ueberlieferungder gebildeten Welt die große französische Revolution gekommen, warja in Deutschland eben so vollberechtigt als irgendwo anders;die Gründe der Dankbarkeit gegen sie wirkten vielleicht noch stär-ker als in dem Lande des ursprünglichen Kampfes. Eingelebtin diese geschichtlich unangreifbare Geltung, hatte zumal beidem fast gänzlich mangelnden politischen Eigenleben , die Masseder Gebildeten sich auch dicht zur Fährte des späteren französi-schen Jdeengangs gehalten. Selbst auf den Abweg der Schwär-merei für Napoleon Bonaparte waren ganze Striche von Deutschland dem Liberalismus der Nestaurationszeit gefolgt (man denke nur andie Bilder in den Wirthshäusern weit über den Rhein hinaus!) wieviel mehr mußte ein höheres Urtheil versucht sein, alleStichwörter des später wieder aufgenommenen Revolutionskatechismussich anzueignen! Was dem deutschen Geiste an natürlichem Beruf zumstarren Formel- und Autoritätswesen abging, das ersetzte er reichlichdurch seine stärkere Richtung auf die pure Abstraktion, welche sichdarin gefällt, die aufgefundene Theorie zn ihren äußersten Konsequen-