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zu widmen, daß es, bei der endlosen Wüstheit deutscher wie fran-zösischer Heilsversuche, Gebot war, ihr von der andern Seite mit ent-sprechender Vorurtheilslosigkeit entgegenzukommen. Und war dieserVersuch einen Moment lang gerechtfertigt, so gilt es mehr als je,nachdem mit dem Ansang das Schwerste erfüllt ist, sich nicht beirrenzu lassen von denen, welche ums Leben gerne Alles auf den Wegihrer süßen, so wenig Kopfzerbrechen und so viel Beifall eintragendenRoutine zurückbringen möchten.
Selbst die geschichtliche Wissenschaft ist bei uns nicht frei gebliebenvon Mitverantwortlichkeit an der verderblichen Verewigung derselbenStreitformel. Unter dem Druck momentaner Strömungen warf sie sichmit der Ungerechtigkeit feindseliger Schärfe auf die Kritik der Revolution.Drei Ursachen hauptsächlich trieben sie zu diesem Angriffe. Die erste be-stand darin, daß bis vor zwanzig Jähren die altherkömmliche Mode so-wie der Mangel an eigner eleganter Geschichtsliteratur den französischen Historikern und Memoirenschreibern allgemeinen Eingang und tonange-benden Einfluß in Deutschland verschafft hatte. Die zweite Ursache lag indem Wunsch, das nationale Wesen aufzurühren und ihm eine selbst-ständige Entwicklungsbahn nach rück- und vorwärts zugleich zu zeich-nen. Drittens und letztlich floß nicht wenig von der gelehrten Ruheliebemit ein, welche von den Erschütterungen der achtundvierziger Jahrewidrig berührt, deren Quelle selbst für immer zu verschütten sich be- -mühte, indem sie darauf ausging, die ganze Offenbarungsgeschichteder neunziger Jahre als von Grund aus falsch und verwerflich zu