XI.II
vorarbeiten. Bei dem philologisch kritischen Auflösungstalent, mit demunsre deutsche Gelehrsamkeit begabt ist, fiel es nicht schwer, alsbaldan dem ganzen Tempel, welcher derRevolution auf deutschem Bodenstand, Stein für Stein zu Staub und Asche zu zerreiben. Das Ver-fahren war um so leichter, als es nur galt, die bis dahin in Schwunggewesenen idealen Gesammtanschauungen durch zersetzende Behandlungder Details zu vernichten. Jede einzelne Persönlichkeit, jedes einzelneMotiv wurde unter das Mikroskop gebracht, in seiner schlechten undbeschränkten Endlichkeit gezeigt und damit aus die einfachste und ver-kehrteste Art von der Welt das Verständniß einer ungeheuren Be-gebenheit aufgehoben. Wir brauchen nur die Kritik der Tagespressegegen Menschen und Zustände der allerneuesten Zeit vorzunehmen,um zu erfahren, wie so bequem als falsch es ist, diesen kleinlichstenaller Maßstäbe an große historische Vorgänge zu legen. Und wasist z. B. einfacher, als die deutsche Reformationsgeschichte in die Be-schreibung des gemeinsten fürstlichen Eigennutzes zu zerlegen? Aberim Leben ist bekanntlich das Ganze ebenso wirklich wie die Theile,das Gefühl wie der Verstand, das Konkrete wie die Abstraktion, undKeinem wird es gelingen, die Dinge dieser Welt richtig und gerechtzu beurtheilen, der nicht stets die beiden Maßstäbe zugleich zur Handhat, um je nach der Seite und je nach der Zeit, welche der einenoder andren Lebensthätigkeit zugewandt ist, auch so oder anders zumessen.
Der Abweg, auf den unsre junge historische Schule gerieth, indem