Xl.IV
zu fassen, daß die starke Neuerung, welche vor hundert Jahren inden Gang der menschlichen Gesellschaft eingriff, weder auszumerzen,noch zu wiederholen, sondern sortzuleiten ist; daß sie tagtäglich sichvon selbst fortsetzt; daß mehr oder weniger jede nützliche Thätigkeitmit das Programm der Revolution erfüllen hilft, wenn auch aufganz andere Weise und in ganz anderen Resultaten, als die Verfasserder Menschenrechte es sich gedacht hatten. Wenn wir es nur einmalso weit gebracht hätten, zwischen dem Rechtsinhalt und der bloßenProzedur der Revolution zu unterscheiden, so wäre schon ein Wesent-liches geleistet für die Lichtung des Weges. Aber die theologischeErziehung der Welt, die kaum mit Mühe aus der Wissenschaft ausge-trieben, bringt es einmal mit sich, daß jede Ueberzeugung ein Kultuswird, an dem sich kein Jota rauben läßt; daß sogar das bestimmterevolutionäre Rituale von der revolutionären Priesterkaste geradeso festgehalten wird wie die Substanz des Glaubens selbst. Ihr giltes für moralischen Verfall, auf die glückliche Umformung eines gege-benen Staats in gegebener Lage durch etwas Anderes als durchMassenaufstand zu rechnen. Wehe dem gar, der heute glaubt, durchetwas zum Ziele zu kommen, das er einst verwarf! Das ist so durchund durch Theologie und zwar von der schlechtesten Sorte, wie sie nur jeein Dominikaner formulirte. >Was würde man von der Urtheilsfähigkeitdesjenigen denken, der einem Mediziner einen sittlichen Vorwurf da-raus machte, daß er die Krankheit jetzt mit Eisen und Jod behan-delt, welche er vor zwanzig Jahren mit Aderlaß zu kuriren versucht