XUVII
Dieses ist der leitende und versöhnende Gesichtspunkt, von welchemdie nachfolgende Schrift, zunächst im Hinblick auf den spezifisch fran-zösischen Jdeenkreis, ausgeht. Der technischen Behandlung wie derpraktischen Auseinandersetzung war hier ein außerordentlicher Vortheilgeboten in der besondren Fügung der Umstände. Statt die Ereignissein ihrem unpersönlichen Neben- und Nacheinander schildern zu müssen,befand sich der Darsteller gegenüber einer einzigen lebenden, indivi-duellen Figur, welche die Substanz des Geschehenen in ihrem Fleischund Blut trug und bereits auch in den Augen der Welt repräsentirte.Doppelt verführerisch war diese Form, wo es galt zu Franzosen zusprechen; zu einer Nation mit dem lebhaften dramatischen Sinn, dersich längst in der Memoiren-, Roman- und Komödienliteratur zum ge-spannten Interesse am psychologischen Problem im Menschen verfeinerthat. Hier war Aufmerksamkeit wie Verständniß am sichersten zu ge-winnen, wenn es gelang, durch Zusammenstellung und übersichtlicheOrdnung des persönlichen Materials den psychologischen Schlüssel zueiner Individualität zu finden, welche eine so dominirende Stelle inden Ereignissen eingenommen, daß sie nach dem allgemein verbreitetenUrtheil ihren persönlichen Charakter zu deren Gepräge gemacht hatte.In dem eben Erlebten erschien That und Ereigniß in Eins verschmol-zen und der Thäter so sehr als ein ropresentativa man im vollstenSinne des Wortes, daß die umgestaltete Welt ganz als das Produktdes Menschen, der Mensch gar nicht als das Produkt der umgestal-teten Welt angesehen wurde.