XI. VIII
Darum war hier auch andrerseits wiederum für die kritische Dar-stellung berichtigend einzugreifen, den Verhältnissen ihr wahres und ge-rechtes Theil von Macht über den Menschen zu vindiziren. Daspsychologische Räthsel konnte nur gelöst werden, wenn es gelang nach-zuweisen, daß der Einzelne die Welt von der Stelle zu rücken wußte,weil er mehr als alle Andren ihre thatsächlichen Gewichtsverhält-nisse zu beurtheilen und mit Geschick zu benützen verstand.War aber diese hier so nahe liegende Möglichkeit, die Ereignisse ineiner lebenden Figur zu versinnlichen, schon für jede Darstellungsauf-gabe ein höchst günstiges, unter keinen Umständen zu vernachlässigen-desMoment und war sie es besonders Franzosen gegenüber, so fügtees sich schließlich noch, daß die charakteristischen Züge des Mannes wiedazu geschaffen waren, der Sinnesweise dieser bestimmten Nation zuimponiren. Aus ähnlichen Ursachen wie in der Geschichte das Per-,sönliche, interessirt sie in der Person wieder vor Allem das Diploma-tische, das heißt die kunstvoll gewagte und geheimnißvoll verschlungene Be-handlung der Staatsgeschäfte. Von allen Verfeinerungen, welche mit deritalienischen Kultur im 16. und 17. Jahrhundert an den französischen Hof hinübergezogen waren, hatte keine mehr Wurzel gefaßt als der Sinnfür die Handhabung der Politik nach innen und außen. Alle diesubtilen Gifte hoher Staatskunst, welche Priesterherrschaft, Handels-geist, Galanterie und Optimateneifersucht in den Laboratorien vonNom, Venedig, Florenz und Genua ausdistillirt hatten, wurden inden Gemächern der Vonrbonen zusammengebraut und zu Experimenten