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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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vorliegt, dürfen wir, gilt es einmal sich über Herrn von Bismarck ein Urtheil zu bilden, ihm nicht das Wort verweigern, wenn er sichselbst erklären will. Wir werden ihn selbstverständlich nicht darauf verei-digen, und uns die Freiheit vorbehalten, ihn nur als Jnformations-zeugen zu vernehmen.

Ein französischer Journalist, Herr Vilbort, welcher sich demFeldzug der preußischen Armee angeschlossen hatte, erbat sich vor sei-ner Rückkehr nach Frankreich eine Audienz beim Minister und hatimAdele" vorn 10. Juni 1866 einen Bericht über seine Unterre-dung abgestattet. Wie sehr auch der Verfasser bemüht gewesen seinmag, während und nach diesem Besuche seine geistige Unabhängigkeitzu bewahren, so müssen wir doch andererseits voraussetzen, daß ernicht zur Veröffentlichung geschritten sein wird, ohne sich der Zustim-mung des Ministers versichert zu haben. Wir gehen demnach nichtzu weit, wenn wir sagen, daß in den folgenden Zeilen Herr v. Bis-marck selbst zu dem Leser spricht. Die hohe Protektormiene, mit wel-cher der französische Journalist dem deutschen Volke seine Anerkennungzu Theil werden läßt, kommt natürlich auf dessen eigene Rechnung.Herrn Vilbort's Bericht lautet wie folgt:

Bei meiner Ankunft in Berlin , malte man mir Herrn vonBismarck als einen unzugänglichen Menschen. Man sagte mir:Suchen Sie nicht erst mit ihm zusammenzutreffen, es würde verlo-rene Mühe sein. Er empfängt Niemanden, er lebt zurückgezogenhinter dreifach geschlossenen Thüren. Er verläßt sein Zimmer nurum zum Könige zu gehen, und nur mit großer Mühe können seinevertrautesten Räthe bis zu ihO gelangen." Dennoch erbat ich eineAudienz bei dem ersten Minister des Königs von Preußen. Herrvon Bismarck ließ mir sogleich sagen, daß er mich noch an dem-selben Abend empfangen werde.

Beim Eintritt in sein Kabinet, wo der Friede Europa's gleich-