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Nach derselben Richtung ging Rußland vor. Fast Jahr für Jahrwurden neue Zollerhöhungcn eingeführt, die stärksten in den Jahren1890 und 1891.
Ebenso erzielte in Frankreich die Protektionistische Politik großeErfolge. Die Antwort auf das deutsche Tarifgesctz war hier, daßdie Zölle auf die meisten Waren im Jahre 1881 um 24°/o erhöhtwurden. Die folgenden Jahre brachten weitere Zollerhöhungen, nament-lich für Zucker, Getreide und Vieh. Im Oktober 1890 wurde derKammer ein Zollgesetz mit einem Maximal- und Minimaltarif vor-gelegt. Die Sätze des Maximaltarifs waren durchschnittlich um70°/o.die des Minimaltarifs um 40°/« höher als die von 1881. ImJanuar 1892 kam dieses Gesetz zu stände, und seine nächste Folgewar Zollkrieg mit Spanien, der Schweiz nnd Italien . Fast alleeuropäischen Staaten wurden von der Protektionistischen Flutwellemit fortgerissen, und dazu kam, daß auch die Vereinigten Staatendnrch den Mac Kinley-Tarif von 1890 ihre Zölle so stark erhöhten,daß für die europäische Exportindustrie der Fortbestand des ameri-kanischen Absatzes förmlich in Frage gestellt wurde.
Was die Anhänger der Handelsfreiheit immer vorausgesagt hatten,war eingetreten. Die Zollerhöhungen hatten sich nicht als ein Mittelerwiesen, andre Staaten zu Zollherabsetzungen zu bewegen, sondern siehatten Zollcrhöhungen auf Zollerhöhungcn hervorgerufen, sie hattengewirkt wic eine Schraube ohne Ende. Deutschland selbst sah sich auf dereinmal betretenen Bahn immer weiter gedrängt, — wobei allerdingsnicht feststeht, wie weit es der Regierung, und namentlich dem Fürsten Bismarck, erwünscht war, sich weiter drängen zu lassen. Die Zoll-erhöhungen des Jahres 1885 für zahlreiche Jndustrieprodukte und fürGetreide (von 1 auf 3 Mk.) follten die Antwort sein auf die handels-politischen Maßregeln Österreichs und Rußlands , die selbst als einGcgenschlag gegen die deutschen Tariferhöhungen von 1879 und 1881ausgegeben wurden. Und als das Ausland die deutschen Zollerhöhungenvon 1885 mit weiteren Steigerungen der Einfuhrtarife beantwortete, alsnamentlich Österreich und Rußland den deutschen Handel durch abermalserhöhte Tarife schwer schädigten, da antwortete Bismarck mit einerneuen Getreidezollerhöhung auf den in der modernen Wirtschafts-politik bisher unerhörten Satz von 5 Mk. pro Doppelzentner (imJahre 1887)-.
- Die Regierungsvorlage hatte sogar einen Satz von 6 Mk. in Vorschlag gebracht.