— 16 —
bedarfs pro Kopf der Bevölkerung nötig ist, ausgeglichen werden durcheine Steigerung der Produktivität in der Industrie. Vor allem aber,und das ist von besonderer Wichtigkeit sür unsern Fall, kann durchdie Ausdehnung des auswärtigen Handels die Verminderung des Er-trags der nationalen Arbeit vermieden werden, die aus dem geschil-derten volkswirtschaftlichen Gesetz sich ergeben müßte, wenn der steigendeNahruugsbedarf einer wachsenden Bevölkerung ausschließlich durcheine vermehrte Produktion im Inland gedeckt werden würde. Durchden auswärtigen Handel wird ein Volk, das in der Urproduktion ander Grenze angelangt ist, bei der das Gesetz des abnehmenden Ertragsansängt wirksam zu werden, in Stand gesetzt, seinen Mehrbedarf anRohprodukten aus denjenigen Ländern zu beziehen, welche den kritischenPunkt noch nicht erreicht haben uud bei welchen eine Ausdehnungdes Landwirtschaftsbctriebs oder eine intensivere Bewirtschaftung desBodens nicht nur keinen relativ abnehmenden, fondern vielleicht sogarnoch einen zunehmenden Ertrag in Aussicht stellt. Der Mehrbedarfan Nahrungsmitteln kann alfo hier seitens des dichter besiedeltenLandes gedeckt werden durch eine Vermehrung seiner industriellenThätigkeit, sür welche das Gesetz des abnehmenden Ertrags keine Gel-tung hat, indem dieses Land nämlich den Mehrertrag seiner indu-striellen Produktion dazu verwendet, um von dem Land mit wenigerdichter Bevölkerung und weniger intensiver Landwirtschaft den Über-schuß von dessen Rohproduktion einzutauschen.
Während die Verschiedenheit in der Dichtigkeit der Bevölkerungund in der Kapitalansammlung auch bei annähernd gleichen Natur-bedingungen sür die Produktion diese tiefgehenden Unterschiede be-gründet, wird die internationale Arbeitsteilung im einzelnen wesentlichbeeinflußt durch die speciellen Eigenschaften und Fähigkeiten dereinzelnen Raffen und Völker, durch die gesamten socialen Verhältnisse«Billigkeit der Arbeitslöhne) uud durch den verschiedenen Stand derTechnik. Wie viel die traditionelle Schulung der Arbeiter ausmacht,das können Sie daran erkennen, daß heute noch bei uns in Deutsch-land die Industrien an einzelnen Plätzen daraus beruhen, daß vormehreren Jahrhunderten das betreffende Gewerbe durch fremde Ein-wanderer dorthin gebracht worden ist; so geht vielfach die Tuchindustriezurück auf die Einwanderung vertriebener Wallonen und Flamländer.Die erworbene Geschicklichkeit einer Arbeitcrbevölkerung und dieKenntnis der Technik und vor allem auch der Absatzgclegenheiten bei den