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zu immer höherer Blüte kommen, daß aber dafür diejenigen Zweige,für welche das Ausland die günstigeren Bedingungen hat, durch dieüberlegene auswärtige Konkurrenz zurückgedrängt werden. Es istklar, daß die Sonderinteressen dieser letzteren Produktionszweige denAußenhandel nicht als eine Segnung empfinden, so wenig wie etwa derTuchhandwerker das Aufkommen der großen mechanischen Webstühleals ein Glück empfunden hat. Obwohl für die Gesamtheit ein Inter-esse daran besteht, daß das nationale Kapital und die nationale Arbeitin diejenigen Beschäftigungen übergeführt wird, in welchen sie dengrößten Ertrag versprechen, so haben doch unter solchen Uebergängenstets gewisse Einzelinteressen zu leiden. Das Interesse der Gesamtheitan einer möglichst reichlichen und billigen Versorgung ihres Bedarfsmuß hier jedoch schließlich gegen die Einzelinteressen den Ausschlag geben.
Vom Gesichtspunkt des Gesamtwohles der Volkswirtschaft aussind jedoch gleichfalls Einwände erhoben worden gegen die Auffassung,als ob der Außenhandel und seine möglichste Erleichterung und Aus-dehnung einen unbedingten und reinen Vorteil sür die einzelnen Länderbedeute. Mit Recht ist hervorgehoben worden, daß die in einemgegebenen Augenblick vorhandenen Produktionsbedingungeu nicht aus-schließlich auf unwandelbaren Naturthatsachcn beruhen, sondern zumTeil auch auf dem Stand, den Eigenschaften und der industriellenSchulung der Bevölkerung, auf der Ansammlung von Kapitalien,kurz auf historisch gewordenen und auch in Zukunft wandelbaren Ver-hältnissen. Das Land, dessen entwicklungsfähigen Produktivkräfte ammeisten ausgebildet sind, sei nun, je weniger Hindernisse dem aus-wärtigen Handel im Wege stehen, desto leichter imstande, die Ent-wicklung gleichartiger Produktivkräfte in anderen Ländern zu ver-hindern; ein Land mit einer geschulten Bevölkerung von Industrie-arbeitern und mit großem Kapitalreichtum sei den übrigen wenigervorgeschrittenen Ländern so weit überlegen, daß dort eine Industrie,auch wenn die natürlichen Voraussetzungen gegeben seien, sich beifreiem Außenhandel überhaupt nicht entwickeln könne.
Schließlich wird hervorgehoben, daß durch die internationaleArbeitsteilung große Verschiebungen in der inneren Struktur derVolkswirtschaft hervorgerufen werden, daß die Entwicklung derVolkswirtschaft nach der oder jener Seite hin eine einseitige werdenmüsse, daß die innere Harmonie der großen Produktionszweige eineStörung erfahre, wenn der eine Zweig durch den auswärtigen Handel