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Handelsbilanz — dalauee ot tiaäs ist der ursprüngliche englische Name — ist die Bezeichnung für den Saldo, der sich aus dem Ver-gleich der gesamten Einfuhr eines Landes mit seiner gesamten Aus-fuhr crgiebt. Der Name ist von der Wage hergenommen. Die Ein-fuhr wird auf die eine, die Ausfuhr auf die andere Wagschale gelegt,und das Zünglein der Wage giebt dann nach rechts oder links denAusschlag. Als das erstrebenswerte Ziel galt immer noch die Zufuhrder Edelmetalle. Ein unmittelbarer Vorläufer der Handelsbilanz-theorie, der Italiener Serra, dem eigentlich nur noch das durch-schlagende Wort für seine Theorie fehlte, hat im Jahre 1613 eineSchrift publiziert, die den Titel führte: „Wie kann sich ein Land, daskeine Bergwerke besitzt, Reichtum an Gold und Silber verschaffen?"Die Antwort ist: durch das Überwiegen der Gesamteinfuhr über dieGesamtausfuhr; und die großen Fortschritte des nationalökonomischenDenkens zeigen sich bereits in einer klaren und zutreffenden Darstellungdes Mechanismus des internationalen Zahlungsverkehrs und der aus-ländischen Wechselkurse.
Die Bezeichnung Handelsbilanz ist etwas später in England auf-gekommen. „Günstige Handelsbilanz" wurde der Stand des Außen-handels genannt, bei dem die Ausfuhr überwiegt, „ungünstige Handels-bilanz" der Stand, bei dem die Einfuhr überwiegt; und zwar deshalb,weil man von der Vorstellung ausging, daß im ersteren Fall Edel-metall zur Begleichung des Saldos ins Land komme, im letzterenEdelmetall außer Landes gehe. Damals schon vollzog sich ein großerTeil des internationalen Zahlungsverkehrs durch Wechsel, und es hingunmittelbar vom Stand der Wechselkurse ab, ob Geld ins Land kamoder hinausging, wie es ja auch heute noch ist. Überwiegt die Nach-frage nach Zahlungsmitteln für bis Ausland das Angebot von Wechselnauf das Ausland, dann gehen die Kurse dieser Wechsel so weit in dieHöhe, bis es vorteilhaft ist, Edelmetall nach dem Ausland zu ver-senden. Wenn umgekehrt das Angebot von Wechseln auf das Auslanddie Nachfrage überwiegt, dann sinken die Wechselkurse so weit, bis esvorteilhafter erscheint, sie im Ausland einzulösen und Edelmetall dafürkommen zu lassen, als sie zu dem niedrigen Kurs im Inland zu ver-kaufen. Immer vom Gesichtspunkt der Edelmetalleinfuhr und -aus-fuhr ausgehend, bezeichnete man den Stand der Wechselkurse, dersich dem die Geldeinfuhr möglich machenden Punkt nähert, als
„günstigen Wechselkurs", den umgekehrten Stand als „ungünstigen
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