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Handelspolitik : Vorträge gehalten in Hamburg im Winter 1900/01 im Auftrag der Hamburgischen Oberschulbehörde / von Karl Helfferich
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pinen einen blutigen Kampf, um die Einwohner dieser Inseln unterseine Herrschaft zu zwingen. Und was ist der Krieg Englands gegenTransvaal anders als ein Handelskrieg, ein Krieg um die Goldminen,um die politische Herrschaft über einen Boden, der Reichtümer birgt,die um ein gewaltiges größer sind als die Schätze der Inkas, um dieeinst die spanischen Konquistadoren gekämpft haben! Und dann dieganze große chinesische Frage, die schließlich nichts ist als die Frageder Aufteilung, wenn nicht des Territoriums, fo doch der handels-politischen Herrschaft über dieses gewaltige Reich! Wird hier auf dieDauer ein blutiger Konflikt zwischen den rivalisierenden Mächtenvermieden werden können?

Angesichts dieses großen Problems und angesichts Cubas, derPhilippinen und Transvaals kann kein Zweifel daran bestehen, daßwir noch weit entfernt sind von der Verwirklichung des Friedens -ideals im volkswirtschaftlichen Wettbewerb, daß der Stärkere auchheute noch geneigt ist, den Schwachen zu unterdrücken und zu ver-gewaltigen. Die Folgerung daraus für jede Nation, die nicht gewilltist, sich zurückdrängen und mißhandeln zu lassen, liegt auf der Hand:Li vis xaeein, parg. deUuni; wer unbehelligt bleiben will, der muß imstände sein, der Gewalt Gewalt entgegenzusetzen, der muß im ständesein, dem Gegner auch im Fall des Unterliegens so furchtbare Wundenzu schlagen, daß es sich der Gegner zehnmal überlegt, ehe er seineKanonen sprechen läßt. Gegenüber dem Wandel der Zeiten, der sichin den letzten Jahren so deutlich vor unseren Augen vollzogen hat,kann das Argument nicht ausrecht erhalten werden, Deutschlands aus-wärtiger und insbesondere Deutschlands überseeischer Handel sei ohneden Schutz einer starken Flotte groß geworden, er werde auch in Zu-kunft dieses Schutzes entbehren könuen. In den Zeiten, in denenaus gewichtigen Gründen ein gewisser Stillstand, ein gewisser Be-harrungszustand in der Verteilung der Handelsmacht eingetreten war,hat sich allerdings der deutsche Handel zu einer glänzenden Stellungdurchzuringen vermocht durch die Tüchtigkeit und Energie des deutschenKaufmanns; und ohne diese Eigenschaften des deutschen Kaufmannsist auch in Zukunft kein weiterer Fortschritt, ja nicht einmal dieErhaltung des Gewonnenen denkbar. Aber gerade unsere großen Er-folge haben den Neid und die Mißgunst des Auslandes geweckt undfür gewisse Staaten unbestreitbar die Versuchung geschaffen, gegenüber

den deutschen Fortschritten für ihren Handel von ihren Machtmitteln

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