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Gebrauch zu machen. Die politische Macht, vor allen Dingen dieMacht zur See, hat mithin ihre Bedeutung als Mittel der Handels-politik noch keineswegs verloren, selbst dann nicht, wenn es nicht nötigist, sie aktiv in Wirksamkeit treten zu lassen, sondern wenn sie bloßdurch ihr stummes Vorhandensein den Gegnern die Lust und den Mutzu einer Vergewaltigung des Handels benimmt. —
Auch unter den an sich friedlichen Mitteln der Handelspolitikgiebt es solche, die sich ihrer ganzen Art nach als tiefeinschneidendeGewaltmaßrcgeln charakterisieren, wie z. B. völlige Verbote der Ein-fuhr und Ausfuhr von gewissen Artikeln, Verbote der Schiffahrt anden Landesküsten, zwischen Mutterland und Kolonien und zwischenden Kolonien untereinander für Schiffe einer fremden Nation. Vondiesen gewaltsamen Maßregeln unterscheiden sich diejenigen, dienur mittelbar die eigene Schiffahrt heben wollen, so Dampfer-subventionen, Schiffbauprämien und Fahrtprämien, Tonnengelder auffremde Schiffe; ebenso Maßregeln, welche die Ausfuhr befördernund die Einfuhr beschränken wollen, wie Ausfuhrvergütungen, Ausfuhr-tarife bei den inländischen Bahnen, Einfuhrzölle u. f. w.
Die drastischen Mittel der friedlichen Handelspolitik, die direktenVerbote, gehören im wesentlichen der Zeit des Merkantilsystems an;heute werden sie nur noch in Ansnähmefällen angewendet. Der Grundist, daß sich im Lauf der Jahrhunderte doch die Erfahrung durch-gerungen hat, daß derartige gewaltsame Eingriffe in die Handels-beziehungen für das Land selbst, das von solchen Mitteln Gebrauchmacht, sich als eine schwere Schädigung erweisen; daß auch dann,wenn die Entwicklung und der Schntz einheimischer Produktionszweigeerstrebt wird, ein Schutzzoll besser ist als ein Einfuhrverbot, weil derSchutzzoll die unbestreitbar guten Wirkungen der ausländischen Kon-kurrenz, wie den Ansporn zu technischen Verbesserungen und zur Ver-billigung der Produktion, nicht so vollständig beseitigt, wie eine gänz-liche Ausschließung des ausländischen Wettbewerbes. Nur die aller-stärkste Übertreibung des Interesses einer bestimmten Klaffe von Pro-duzenten, eine Übertreibung, .die jeden Schimmer von Rücksicht aufdas Gemeinwohl verloren hat. kann einer handelspolitischen Verbots-politik das Wort reden. Und in der That beobachten wir auch sogarin denjenigen Kreisen, die in der Vertretung ihrer Sonderinteressendie größte Ungeniertheit und Offenherzigkeit an den Tag legen, dochnoch soviel wirtschaftspolitisches Anstandsgefühl, daß sie die von ihnen