Druckschrift 
Handelspolitik : Vorträge gehalten in Hamburg im Winter 1900/01 im Auftrag der Hamburgischen Oberschulbehörde / von Karl Helfferich
Entstehung
Seite
93
Einzelbild herunterladen
 
  

- 93

ist die Rückvergütung bei der Ausfuhr von Rübenzucker. Seit 1886beruhte bei uns in Deutschland , wo die Zuckersteuer nach den Rübenbemessen wurde, das der Berechnung der Rückvergütung bei der Aus-fuhr von Rübenzucker zu Grunde gelegte Verhältnis auf der Annahme,daß aus je 10^2 Zentner Rüben ein Zentner Zucker gewonnen werde.Technische Verbesserungen in der Zuckerfabrikation haben jedoch allmäh-lich dazu geführt, daß schon aus je 8^/28^/4 Zentner Rüben ein ZentnerZucker extrahiert werden kann. Infolge dieser Verbesserung des Aus-beuteverhältnisses ist bei uns in Deutschland , solange wir eine Rüben-steuer hatten, bei gleichbleibenden Rückvergütungssätzen ein immergrößerer Betrag über die gezahlte Steuer hinaus zurückvergütet worden;über die eigentliche Rückvergütung hinaus ist eine Exportprämie ent-standen, die fortgesetzt gewachsen ist, in dem Maße, daß schließlich,trotz der enormen Fortschritte der deutschen Zuckerproduktion und desinländischen Zuckerverbrauchs, die Aussuhrvergütungen fast den ganzenErtrag der Rübensteuer auszehrten. Der Ertrag der Rübensteuerabzüglich der Rückvergütung ging herunter von 67,3 Millionen Mk.im Jahre 1882-83, auf 14.7 Millionen Mk. im Jahre 188788.Die Rückvergütung ist dann erheblich herabgesetzt worden, und sie kamganz in Wegsall, als im Jahre 1892 die Rübensteuer durch eine Steuerauf Rohzucker, durch eine Fabrikatsteuer ersetzt wurde. Aber gleich-zeitig wurde, um den Zuckerexport nicht allzu schwer durch die plötz-liche Entziehung der Rückvergütungen zn schädigen, die in der Rück-vergütung versteckte Exportprämie in eine offene Exportprämie um-gewandelt. Auf diese Weise wird die Zuckerausfuhr direkt aus Staats-mitteln subventioniert, und die deutschen Zuckerproduzenten werden instand gesetzt, an Engländer, Amerikaner u. s. w. billiger zu verkaufen,als an Inländer.

Abgesehen von der Zucker-Exportprämie, die sich in einer großenAnzahl von Ländern in ähnlicher Weise herausgebildet hat, macht diemoderne Handelspolitik von ausgesprochenen Exportprämien kaum mehrGebrauch. Die ausgiebigste Verwendung von Exportprämien hat statt-gehabt zur Zeit der Herrschaft des Merkantilsystems, als man geneigtwar, in jedem Absatz nach auswärts einen reinen Gewinn zu sehen.Heute empfindet man es fast allgemein als einen Widersinn, daß mitStaatsunterstützung dem Ausland die Erzeugnisse des einheimischenGewerbesleißes billiger geliefert werden sollen als den inländischenKonsumenten. Auch die Exportprämien auf Zucker halten sich nur