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des Fünfmark-Zolls zur Ära der Handelsverträge folgende Verände-rungen vorgegangen':
Roggen und WeizenErntejahre Erntcmenge Mehrcinfuhr
Tonnen Tonnen1887/88—1891/92 8 162 303 1 292 2671992/93—1896 97 10 035 423 1 635 965
Zunahme 1 873 120 343 698
Die Zunahme der Getreideeinfuhr nach dem Abschluß der Handels-verträge war nach diesen Zahlen verschwindend gegenüber der Zu-nahme der inländischen Getreideproduktion. Wenn der Preisrückgangauf eine „Überschwemmung" des heimischen Marktes zurückgeführtwird, so hat die Steigerung des inländischen Ernteertrages zn dieserÜberschwemmung wesentlich mehr beigetragen, als der Import ausdem Auslande. Auch die thatsächliche Gestaltung der Getreideeinfuhrist mithin keine Rechtfertigung für die Auffassung, daß die Notlageder Landwirtschaft, soweit sie überhaupt besteht, auf die geringfügigeZollherabsctzung der Handelsverträge zurückzuführen sei.
Die Getreidepreise sind ferner nicht der einzige für die Lage derLandwirtschaft ausschlaggebende Faktor, Ein großer Teil der deutschenLandwirtschaft, vor allem die zahlreichen Kleinbetriebe, find am Ge-treidebau wenig oder garnicht interessiert; ihr Interesse liegt mehr inder Viehzucht, der Milchwirtschaft, dem Gemüsebau, der Kultur vonHandelsgewächsen, der Geflügelzucht u. s. w. Wenn man die Periodevon der Mitte der 80 er Jahre bis zum Abschluß der Handelsverträgeund die Ära der Handelsverträge mit einander vergleicht, so ergiebtsich, daß von allen landwirtschaftlichen Rohprodukten nur die ver-schiedenen Gctreideartcn^ und die Schafwolle einen nennenswertenRückgang erfahren haben. Der Preisrückgang von Kartoffeln wargeringfügig; Heu hat seinen Preisstand ungefähr bewahrt; Hopfenhat eine beträchtliche Preissteigerung zu verzeichnen; der Tabakpreisist gleichfalls in die Höhe gegangen. Die Preise der verschiedenenFleischsorten sind in Süddeutschland ungefähr stabil geblieben, inNorddeutschland teilweise beträchtlich gestiegen; ähnlich haben sich die