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Handelspolitik : Vorträge gehalten in Hamburg im Winter 1900/01 im Auftrag der Hamburgischen Oberschulbehörde / von Karl Helfferich
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trag zu zahlen, um den die Getreidepreise durch den Zoll erhöht werden.Den Hauptvorteil von den Getreidezöllen haben die 25 000 Grund-besitzer mit mehr als 100 na.

Aber auch ein Teil der durch die Getreidezölle unmittelbar nichtberührten oder nur wenig betroffenen landwirtschaftlichen Betriebewird indirekt durch die Getreidezölle geschädigt, nämlich diejenigenBetriebe, deren Schwerpunkt in der Viehzucht liegt. Die große Masseder Bevölkerung ist in Einkommensverhältnissen, bei denen jede starkeErhöhung der Getreide- und Brotpreise den Verbrauch von entbehr-licheren und teureren Dingen einschränken muß. Je billiger das Brot,desto mehr kann die breite Masse der Bevölkerung vor allem anFleischnahrung verbrauchen. Je höher die Brotpreise, desto mehr wirdder inländische Fleischverbrauch eingeschränkt werden müssen, mit destoniedrigeren Fleischpreisen werden sich die Viehzüchter zufrieden gebenmüssen. In dieser Beziehung ist derjenige Teil der landwirtschaft-lichen Betriebe, der vorwiegend Viehzucht treibt, geradezu an niedrigenGetreidepreisen interessiert, doppelt interessiert an billigen Preisen fürFuttermittel, die zu Gunsten des vorwiegend ackerbautreibenden Teilsder Landwirte gleichfalls mit hohen Zöllen belastet werden sollen.

Nun ist die Viehhaltung, wie die folgende Übersicht zeigt, relativam stärksten gerade bei den kleinen und mittleren Betrieben.

Nach der Zählung des Jahres 1895 kamen bei den einzelnenGrößenklassen der landwirtschaftlichen Betriebe durchschnittlich aufeine Fläche von 100 Im:

bei Betrieben in der Größe von

unter

1 bis

2 bis

6 bis

20 bis

60 bis

100 bis

über

1 kg,

2 iis.

6 kg,

20 ka.

60 da

100 Im

600 da

600 ka,

Pserde . .

4,6

5,3

6,9

11,8

13,0

11,9

8,9

7,6

Rindvieh.

67,9

37,4

86,3

64,1

49,7

40,4

28,6

20.0

Schweine.

289,6

112,1

71,2

43,3

29,6

20,1

13,0

8,9

Schafe . .

46,1

20,2

14,9

19,3

33,7

40,0

69,7

91,7

Ziegen . .

248,6

47.1

9,0

2,6

0.8

0,3

0.1

0,0

Abgesehen von den Pferden und den Schafen nimmt die Vieh-haltung im Verhältnis zur Fläche ab, je größer die Güter werden.Die relativ stärkste Viehhaltung findet statt bei den Schweinen undZiegen in den Zwergbetrieben von weniger als einem Hektar, beim

H e lfferi ch, Handel-Politik. 12