— 184 —
löhne entsprechend höher sein, und dann tritt die Erhöhung derProduktionskosten für den industriellen Unternehmer unmittelbar zuTage; oder der Lohn bleibt niedrig, und in diesem Fall wird dieErnährung und Lebenshaltung des Arbeiters und damit seine Leistungs-fähigkeit eine geringere. Es ist eine bekannte Thatsache, die durcheinen vergleichenden Blick auf die verschiedenen Länder bestätigt wird,daß ein gewisses Verhältnis besteht zwischen der Lohnhöhe und derLeistungsfähigkeit des Arbeiters; daß die Länder mit den höchstenArbeitslöhnen auch die leistungsfähigsten Arbeiter haben; und einenglischer Eiscnbahnunternehmer, der in allen Weltteilen Bahnen ge-bant hat, hat dabei die Erfahrung gemacht, daß infolge dieses Ver-hältnisses der effektive Preis der Arbeitsleistung eigentlich dort amniedrigsten war, wo er die höchsten Arbeitslöhne hat zahlen müssen.Also wenn die Erhöhung der industriellen Produktionskosten infolgeder Steigerung der Getreidepreise nicht unmittelbar durch eineSteigerung der Löhne in Erscheinung tritt, dann muß sie sich aufdiesem Weg indirekt Geltung verschaffen.
Die Folge der Erhöhung der industriellen Produktionskosten istnun, wenn wir ausschließlich den Jnlandsmarkt betrachten, daß ent-weder die Unternehmer weniger verdienen ; dann geht ihre Kaufkraftzurück; oder daß die Verbraucher von Jndustriewaren höhere Preiseanlegen müssen; dann wird die Kaufkraft der Konsumenten eine ge-ringere. Auf alle Fälle tritt eine Verringerung der Kaufkraft hieroder dort ein, der nirgends eine Zunahme gegenüber steht.
Die Erhöhung der industriellen Produktionskosten würde aberaußerdem die Stellung unsrer Industrie auf dem Weltmarktaufs schwerste beeinträchtigen. Unsre Konkurrenzfähigkeit würde, daja die Produktionskosten des mit uns in Wettbewerb stehenden Aus-landes nicht geändert würden, eine merkbare Einbuße erleiden. Schongegenwärtig sind wir durch unsere jetzigen Getreidezölle in diesemPunkt wesentlich schlechter gestellt, als unsre wichtigsten industriellenKonkurrenten. Die Tonne Weizen war in der Periode 1841—1860in England noch um 56 Mk.. in der Periode 1861-80 noch um 27 Mk.teurer als in Preußen . Seitdem hat sich das Verhältnis umgekehrt.1881—1890 war der englische Weizenpreis um 27 Mk„ 1891-1898um 32 Mk. niedriger als der preußische. Gegenüber Süddeutschlandwar die Differenz noch beträchlich größer. ^ Das bedeutet eine große
' Bergl, Conrad, a. a. O-, S. 122,